Mitten in Gauting:Verräterischer Müll

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Aus den Hinterlassenschaften der alten Römer lässt sich allerhand herauslesen

Von Blanche Mamer

Ach, die Sache mit dem Müll. Schon in der Schule lernt jedes Kind, wie wichtig es ist, Müll zu vermeiden. Supermärkte verzichten neuerdings auf Plastiktüten und stellen so manch eine vergessliche Hausfrau vor logistische Probleme: Wie das ganze Zeug, das sie eingekauft hat, nun nach Hause schleppen? Dabei könnte die Einkaufstasche irgendwann noch Zeugnis für unsere Lebensweise abgeben. Man denke beispielsweise nur mal an die alten Römer.

Auch sie mussten sich mit kaputten oder überflüssigen Resten ihrer Zivilisation herumschlagen. Unheimlich viel Müll sollen sie produziert haben. Erst kürzlich hat Bernd Steidl von der Archäologischen Staatssammlung München das beim Gautinger Jour fixe der Archäologen berichtet. Für die Wissenschaft ist der römische Überfluss ein großes Glück. Wir wüssten bei weitem nicht so viel über die römische Lebensweise, wenn es diese antiken Abfallgruben nicht gäbe. Und was, und das ist die weitaus wichtigere Frage, wüssten wir über uns selbst?

Völlig unverständlich wäre uns beispielsweise, warum wir Kiesgruben mit Schrott verfüllen. Die Antwort ist einfach: Weil es die Römer schon so gemacht haben. Auch wenn es um das Rätsel geht, warum wir Obst und Gemüse wie Feigen aus Kleinasien oder Oliven aus Spanien so lieben, ist es dank der römischen Abfallgruben schnell gelöst: Das hat eben Tradition.

Von anderen Siedlern wissen wir viel weniger. Vielleicht, weil sie ihr kaputtes oder überflüssiges G'raffel einfach nur weggeschmissen haben. Die Zeit sowie Wind und Wetter haben diese Dinge zerstört und deren Bedeutung gleich mit. Über die Kelten in Gauting wissen wir viel weniger als über das römische Bratananium. Selbst über die Keltenschanze in Buchendorf aus dem 1. Jahrhundert vor Christi weiß man nichts Genaues nicht. Lange glaubten die Historiker, bei den viereckigen Schanzen handele es sich um Überreste befestigter Heiligtümer, Tempel mit Opferschächten. Laut Steidl wird nun davon ausgegangen, dass die Wälle Gutshöfe schützten. Zwar ist die Schanze in Buchendorf immer noch die am besten erhaltene Wallanlage Süddeutschlands, verliert aber viel von ihrer Magie.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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