Mitten in Gauting:Unkompliziert und digital

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Die Kultcard haben die Kulturspektakel-Macher selbst ausgetüftelt. (Foto: oh)

Musik kam früher aus dem Radio und von der Kassette, bezahlt wurde mit Münzen und Scheinen. Heute ist alles anders

Kolumne von Michael Berzl

Das Ohr am Radio, in dem gerade "Pop nach acht" läuft, und der Zeigefinger auf der Aufnahmetaste des Kassettenrekorders - und dann noch hoffen, dass Moderator Thomas Gottschalk nicht ins Intro des neuen Songs von Eric Burdon reinquatscht: So hat die Gründergeneration des Gautinger Kulturspektakels Musik geteilt. Aufgenommen halt. Und später für Freunde auf Best-of-Kassetten überspielt. Ein paar Jahrzehnte später funktioniert das alles etwas anders mit dem Musikhören.

Im Programmheft fürs Gautinger Kulturspektakel 2019 findet sich hinter fast jedem Bandnamen eine Reihe aus 23 unterschiedlich langen Punkten und Strichen, die so funktioniert wie ein QR-Code. Wer den Strichcode mit seinem Smartphone scannt, landet sogleich bei einem Musik-Streaming-Dienst und kann sich die Songs der Bands anhören. Praktische Sache. Es sind übrigens wieder mehr als 50 Gruppen aus allen möglichen Stilrichtungen von Hip-Hop bis Punk, die am Wochenende auf dem Schulcampus auftreten. Dazu Schach, Yoga, Spikeball und Meditation, Mal- und Bastelstände, Rätselbude und Escape-Rooms. Und das alles bei freiem Eintritt.

Das Drei-Tage-Festival unter freiem Himmel finanziert sich zu großen Teilen aus dem Verkauf von Getränken und Essen. Und da kommt eine weitere technische Neuerung ins Spiel. Nach den Anfängen mit Bargeld wird an Bierbuden und Grillstand seit ein paar Jahren mit roten und gelben Plastikbons bezahlt. Auch praktisch. Heuer gibt es erstmals die Kultcard, eine Plastikkarte, die mit einem Guthaben aufgeladen wird. Bezahlt wird dann "unkompliziert und digital", versprechen die Organisatoren. Geräte und Software dafür hätten sie selber ausgetüftelt, erzählt Spektakel-Chef Tristan Häuser. Denn: "Kaufen kann ja jeder."

Die Gründergeneration schaut jetzt interessiert zu, was der Nachwuchs aus dem Spektakel gemacht hat. Und hofft, dass die 22-köpfige Veranstalter-Crew vor lauter Technik nicht vergessen hat, außer dem Fass Freibier, das zur Eröffnung diesen Freitag um 16 Uhr angezapft wird, genügend Getränke einzukaufen und kalt zu stellen. "When I was young". . .

© SZ vom 18.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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