Mitten in Gauting:Schreiben wie Snoopy

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Eine neue Katze ist wie ein neues Glück. Das ganze Haus ist froh

Von Blanche Mamer

The times they are a changin' . . ." Ist lange her, Bob Dylan, Sechzigerjahre. Die Zeit vergeht und die Zeiten ändern sich. Neulich beim Ausmisten des Bücherregals tauchte in zweiter Reihe eine Sammlung von Schulz-Comics auf, kleine quadratische Bändchen in Orangerot, mit Charlie Brown, Snoopy, Lucy van Pelt, Linus. Ja, lang ist's her. Besonders beliebt waren Linus mit seiner Schmusedecke und natürlich Snoopy, das ist am Grad der Zerfledderung der einzelnen Exemplare erkennbar. Snoopy, der auf dem Dach seiner Hundehütte sitzt und in die Tastatur seiner Schreibmaschine klopft, war der Liebling der jüngsten Tochter. Das reizte sie zu Tierversuchen. Unsere Katzen waren zwar kluge Tiere, doch sie wollten partout nicht Schreibmaschine lernen und hatten einen Höllenrespekt vor dem damals schon antiquarischen Monster. Und der Computer interessierte sie nicht. Sie spielten hingegen gern mit Stiften, und es brauchte einige Zeit, bis die nicht besonders klugen Familienmitglieder kapierten, was es mit den verschwundenen Schreibutensilien auf sich hatte. Mehr als einmal hatte es Tränen gegeben, weil schon wieder ein Füller weg war. Verloren, verschlampt, in der Schule in Gauting vergessen! Füller? Relikte aus der Vergangenheit, in die alten musste man noch Tinte einziehen, für die neueren musste man ständig neue Patronen kaufen. Jedenfalls, die Katzen hatten Kugelschreiber und Füller in der hintersten Ecke unterm Schrank gehortet. Doch genug abgeschweift.

Nun lebt eine neue Katze im Haushalt. Eine dreifarbige Glückskatze, eine ganz süße, liebe, verrückte - mit einer Affinität zu Snoopy. Denn sie hockt gerne auf der Oberkante des in die Jahre gekommenen Computerbildschirms und hält desinteressiert Ausschau. Bis sie mit einem Satz auf die Tastatur springt und wie beim Milchtreten hingebungsvoll in die Tasten hämmert. Klar, dass das Gerät das nicht mag. Und der Benutzer ebenfalls nicht. Also hilft alles nichts, die Katze muss aus dem Arbeitszimmer verbannt werden. Doch schnell noch ein Erinnerungsfoto: die Katze thront oben auf dem Monitor, blickt vorsichtig um sich und führt eine Pfote keck in Richtung Tastatur. Wunderbar, das wird ein schöner Bildschirmschoner. Nur, anders als die zerfledderten Schulz-Comics, wird es die Zeit wohl nicht überdauern.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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