Mitten in Gauting:Multikultureller Käse

Die Herkunft aller Dinge spielt mittlerweile eine große Rolle

Von Carolin Fries

Die Herkunft der Dinge scheint aktuell eine immer bedeutendere Rolle zu spielen. Stichwort Migration. Es ist das Gebot der Stunde, genau zu prüfen, woher was kommt. Bei Menschen ist das allerdings meist stinklangweilig. Interessant, mitunter stinkinteressant, wird es beim Käse. Lagen da doch neulich ein paar Scheiben Tilsiter auf dem Teller. Ja, wo kommt der denn eigentlich her? Weiß ja jeder, dass der Emmentaler ursprünglich aus dem Emmental kommt, aber wo liegt die Stadt Tilsit?

Um das gleich zu klären: Tilsit heißt heute Sowetsk und liegt in der russischen Oblast Kaliningrad, direkt an der litauischen Grenze. Die Flüsschen Memel und Tilse fließen hier zusammen, deshalb der frühere Ortsname Tilsit, der nichts anderes bedeutet als sumpfig. Jedenfalls der Käse: Es waren Schweizer, die im 18. Jahrhundert vor der Großen Pest oder als Religionsflüchtlinge in das entvölkerte nördliche Ostpreußen zuwanderten und entsprechende Käserezepturen mitbrachten. Der Tilsiter ist also ein Einwanderer. Mit dem Roquefort freilich, dem Gorgonzola oder Greyerzer verhält es sich nicht anders. In der Käsetheke, da ist Vielfalt gefragt.

Es ist schon erstaunlich, wie multikulti wir beim Käse sind, ohne zu wissen, woher genau die Schimmelkulturen eigentlich stammen. Klar liegt da unter der Käseglocke auch immer wieder ein Stück Andechser Käse. Und das ist auch gut so: Da weiß man immerhin ohne Recherche, woher er kommt.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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