Mitten in Gauting:Gärtnern mit Bambi

In Grünanlagen und Gärten tummeln sich derzeit viele Menschen mit Schaufeln und Rechen.

Kolumne Von Carolin Fries

Jammern geht nicht. Zumindest nicht im Fünfseenseenland und schon gar nicht, wenn es um den Garten geht. Genauer gesagt um Gartenarbeit. Es scheint ein ambivalentes Verhältnis zu sein, welches die Menschen in diesen Gefilden zu ihren Grünanlagen haben. Kaum eine Straße in diesen Tagen, in denen kein Fahrzeug einer Gartenbaufirma parkt oder Personen Rasenflächen mähen, die ihnen definitiv nicht gehören. Schon klar: Wer sich auf diesem teuren Pflaster Grashalme leisten kann, kann auch einen Gärtner zahlen.

Doch es gibt eine Gegenbewegung zur Gärtner-Hotline. Männer mit Gießkannen im Fahrradkorb radeln frühabends in Richtung des Sonnenackers, um ihr kleines Beet mit den frisch angesäten Bohnen zu pflegen. Sie leihen sich Spaten aus und erkundigen sich nach einem biologischen Mittel gegen Blattläuse. Im Öko und Fair Umweltzentrum in Gauting schwingen sie in dieser Woche sogar die Sensen, um sich künftig fachmännisch geschult dem Wildwuchs anzunehmen.

Es gibt aber noch eine dritte, durchaus reizvolle Möglichkeit: Gar nichts tun. Aus Altersgründen geschehe im Garten ihrer Mutter gar nichts mehr, berichtet eine Bekanntschaft. Und so bald würde wohl auch niemand das Gelände betreten können, denn eine Rehkuh habe in der hohen Wiese in der vergangenen Woche ihr Kitz geboren und brauche nun Ruhe. Gänsehaut! Und so zupft man in den Folgetagen im eigenen Garten hier und gießt dort, in Gedanken bei Bambi und seiner Mutter. Dabei breitet sich eine wohlige Zufriedenheit aus, die auf der Gewissheit beruht, dass damit genug getan ist. Nein, jammern geht nicht.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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