Mitten in Gauting:2640 Euro Entschädigung

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Pirat Tobias Mc Fadden veröffentlicht im Internet seine Einkünfte als Kommunalpolitiker

Von Michael Berzl

Sie machen das ja freiwillig. Sie wollten es nicht anders und haben sich im Wahlkampf noch recht eingespreizt, um einen Platz zu bekommen am Ratstisch. Ob das schon der eine oder andere einmal bereut hat? So gegen Mitternacht, wenn knapp vier Stunden Haushaltsberatungen abgesessen sind und der nicht öffentliche Teil bevorsteht? Zu beneiden sind sie jedenfalls nicht, unsere Kommunalpolitiker. Zumal in Gauting.

Dort haben die Lokalpolitiker in drei Sitzungsmarathons ihren Haushaltsentwurf akribisch durchgeackert und Posten für Posten nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Und das im Ehrenamt. Zu Ruhm und Ehre kommen allerdings schon noch ein paar Euro dazu. In dem Fall des Piraten Tobias McFadden waren es im vergangenen Jahr genau 2640 Euro, die sich aus Pauschalen und Sitzungsgeldern zusammensetzen. Das können seit ein paar Tagen seine 605 Freunde bei Facebook und 834 Follower bei Twitter im Internet nachlesen und seit diesem Mittwoch auch noch ein paar tausend SZ-Leser. Dabei gilt es hierzulande immer noch fast als unfein, über Einkünfte zu reden, währen zum Beispiel die Norweger ganze Steuerdateien veröffentlichen. Dort kann man nachlesen, was Nachbar oder Chef so verdienen.

Transparenz ist bei den Piraten Prinzip, und das ist auch der Grund, warum McFadden seine Einkünfte aus seiner Arbeit als Gemeinderat veröffentlicht. Auch der stellvertretende Landrat Tim Weidner (SPD) hat seine Einkünfte als Kommunalpolitiker schon vor zwei Jahren veröffentlicht. Das Landratsamt hatte ihm demnach 3320 Euro bezahlt. Die Transparenz trage dazu bei, oft erstaunliche Irrtümer über lokale Politiker zu vermeiden. Die Arbeit in Gemeinde- oder Stadträten werde oft als lukrativer eingeschätzt, als sie ist.

Oder umgekehrt. Er habe "überhaupt nicht damit gerechnet, dass es da Geld gibt. Von daher - alles super!", postet der Gautinger Pirat fröhlich ins Internet. Dabei ist ja in einer ebenfalls im Internet veröffentlichten Satzung nachzulesen, wie viel ein Gautinger Gemeinderat bekommt, nämlich 20 Euro pro Stunde. Geregelt ist das im Paragraf 6 unter der Überschrift "Entschädigung". Laut Duden ist damit gemeint: "Ausgleich für erlittenen Schaden".

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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