Mitten in Feldafing:Wieder Post aus Berlin

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Doch der Brief aus dem Verteidigungsministerium bringt keine Neuigkeiten über die Schließung der Fernmeldeschule

Von Otto Fritscher

Feldafing, nun ja, ob dieser Ort wirklich in der ganzen Republik bekannt ist, wie das die Alteingesessenen gerne behaupten, das lässt sich schwerlich nachweisen. Natürlich, es gibt die Historie mit Sisi, der späteren Kaiserin von Österreich, und es gibt den Golfclub, der in der ersten Liga spielt, und Bürgermeister Bernhard Sontheim. Nur, ob das reicht? Allerdings besteht inzwischen berechtigte Hoffnung, dass zumindest in höchsten Politikerkreisen der Name Feldafing klar verortet werden kann: an den Starnberger See. Und dahin, wo die Führungsunterstützungsschule der Bundeswehr, gemeinhin Fernmeldeschule genannt, seit mehr als fünf Jahrzehnten residiert - und nun bald aufgelassen werden soll.

Was weniger den Golfclub betrifft, da dieser ja schon eine 18-Loch-Anlage hat und nicht auf die andere Seite der Tutzinger Straße hinüber erweitern will. Eher verständlich ist schon, dass Sontheim endlich genau wissen will, wann die Soldaten zum letzten Appell antreten und sich mit militärischem Getöse, Fahne einholen und so weiter, in den Maxhof nach Pöcking verabschieden werden. Denn dann hieße es endlich: Bahn frei für das neue, schöne und vor allem viel größere Feldafing.

Einen ersten Blick auf die Visionen konnten die Feldafinger ja diese Woche erst werfen, als zwei europäische Architektenteams ihre kühnen Pläne für das Kasernenareal präsentierten: Häuser in den Hang hineingegraben, Grasdächer, Gebäude wie Baumstämme und andere fantastische Dinge. Alle waren begeistert, nur von Ursula von der Leyen, der Ober-Soldatin weiß man das nicht, weil sie mit einem Brief abgesagt hatte.

Und nun bekommt Sontheim schon wieder Post aus Berlin, diesmal von einem weniger bekannten Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium namens Ralf Brauksiepe, der aber im Name seiner Chefin von der Leyen auf Sontheims Frage antwortet, wann denn die Bundeswehr definitiv auszöge. Die Möglichkeiten eines beschleunigten Abzugs seien "nochmals geprüft" worden, schreibt er. Um dann klipp und klar zu sagen: "Leider ergaben diese Prüfungen keine neuen Zeitlinien." Was heißt, dass erst mal vor allem das neue Lehrsaalgebäude in der Maxhof-Kaserne Pöcking fertig sein muss, für das noch nicht mal der erste Spatenstich erfolgt ist. Frühestens 2019 wird das Gebäude bezugsfertig sein, und erst 2020 wird das Gelände in Feldafing dann zur zivilen Nutzung frei, so ist es auf der Homepage des Verteidigungsministeriums zu lesen.

Aber, immerhin, versichert Brauksiepe Sontheim, das Ministerium habe die Absicht, "keine weiteren Verzögerungen hinzunehmen". Das macht Mut. Sontheim indes kann sich mit seinem nächsten Brief nach Berlin dennoch hübsch Zeit lassen. Auf eine Verzögerung mehr oder weniger kommt es nicht mehr an.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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