Mitten in Feldafing:Stinker stillgelegt

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Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim muss sich von seinem geliebten Geländewagen trennen - so manch' einen wird das freuen

Von otto Fritscher

Dass die Straßen in Feldafing schlecht sind, kann man ja nicht behaupten. Wer das glaubt, der braucht sich nur mal auf eine Rumpeltour durch Andechs auf der frisch sanierten Ortsdurchfahrt begeben, oder auch mal in Gauting ein bisschen herumkurven, wo frischer Asphalt ebenfalls Mangelware ist. Und Arbeiter, die dieses Material plan verlegen können, offenbar noch mehr.

Aber wer hier wohnt, kennt natürlich die Abhilfe. Ein Geländewagen muss her, damit bügelt man die Randsteine glatt, tiefer gelegte Kanaldeckel stören nicht, und wenn es sein muss, kann man mit so einem SUV auch mal einen Ausflug in die Pampa oder auf den Golfplatz unternehmen. Nun, Golf spielt Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim nicht, aber einen hübsch großen Geländewagen hat er trotzdem seit mehr als zehn Jahren. Ist eben verdammt zuverlässig, diese japanische Technik.

Aber nun hat es das in Ehren gealterte Gefährt doch erwischt. Bevor der TÜV Sontheim und sein Gefährt scheidet, meldet der sein SUV lieber ab. Das wird dem Toni Maier gefallen, dem Ober-Grünen und Ober-Radfahrer und Kreisvorsitzenden des ADFC. Maier war Sontheims Großgefährt ohnehin schon seit langem ein Dorn im Auge, wie er auch bei Gemeinderatssitzungen mit Bemerkungen wie "Stinker" und "Platzverschwendung" kundgetan hat. Könnte also zufrieden sein, denn Sontheim wird jetzt ganz bürgerlich, ganz normal und fährt künftig mit einer E-Klasse von Mercedes herum. Der Wagen ist auch nicht gerade up to date, hat immerhin schon 23 Jahre auf dem Tacho und ist damit ein "Youngtimer", wie Sontheim sagt, und das wohl auch auf sich selbst bezieht. Ob das dem Maier gefällt? Nun, das muss sich erst noch zeigen bei den nächsten Sitzungen.

Sontheims Fuhrpark ist aber immer noch recht ordentlich. Drei Motorräder hat er noch: seine geliebte Harley und zwei Japan-Bikes, eines davon eine Enduro, mit der er mal auf einen 3200 Meter hohen Passstraße im Piemont fahren will, die für Autos gesperrt ist. Wenn das nur gut geht. Mit einem E-Bike - also einem, wo man treten muss - wäre Sontheim auf der sicheren Seite, auch beim Maier Toni. Doch so ein Elektrofahrrad hat der Bürgermeister nicht. Auch wenn er vor drei Jahren stolz auf einem durch den Ort herumgekurvt ist, weil seitdem im Rathaus diese Elektrofahrräder vermietet werden. Wurden, muss man bald sagen, denn die Gemeinde hat den Vertrag gekündigt. Ein Minusgeschäft, zu wenig Nachfrage, hieß es. Kein Wunder, wenn nur Maier in die Pedale tritt und der Sontheim die anderen sich abstrampeln lässt.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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