Farben haben eine hohe Symbolkraft. So ist Blau die Farbe des Himmels und des Wassers, steht für Ruhe und Aufrichtigkeit, für Weisheit und Vertrauen. Grün indes hat eher einen negativen Touch. "Jemandem nicht grün sein", heißt es im Volksmund. Auch in der Heraldik, also der Wappenkunde, sowie bei den Fahnen und Flaggen bildet die Farbe Grün das Schlusslicht in der Beliebtheit. Vielleicht ist das der Grund, warum die Feldafinger Fahne seit Menschengedenken blau-weiß ist, während das offizielle Hoheitszeichen per Gemeinderatsbeschluss vom 30. Juni 1965 auf die Farben grün-weiß festgelegt wurde. Das ist eigentlich nicht so lange her. Dennoch weiß man nicht in Feldafing, warum die Farben ausgetauscht wurden. Es gibt keinen Aktenvermerk und keinen Eintrag im Archiv - es wirft nur Fragen auf.
Passte das Blau nach Meinung der Feldafinger besser zur Perle am See oder zum silbernen Fisch im Wappen? Lehnten sie Grün ab, weil es an eine unreife Frucht erinnert? Wollten sie lieber als weise gelten und nicht als noch grün hinter den Ohren? Bürgermeister Bernhard Sontheim hat es nach eigenen Angaben schon immer gewusst, dass in der Gemeinde die falschen Farben verwendet werden. Er habe nur nichts gesagt, erklärte er in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Der Irrtum kam erst auf, als eine Bürgerin darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Feldafing die Farben blau-weiß zu Unrecht trägt. Es wurde nachgeforscht, und nun ist der Gemeinde von der Generaldirektion der staatlichen Archive hochoffiziell untersagt worden, sich mit fremden Federn beziehungsweise Farben zu schmücken. Aber Behördenmühlen mahlen ja langsam. Der Gemeinde wurde eine Frist von zehn Jahren eingeräumt, erst dann müssen die richtigen Farben hängen. Und später könne man die blau-weißen Fahnen noch aufhängen, meinte der sparsame Rathauschef. Man müsse nur das Gemeindewappen weglassen und die Fahne umdrehen - und flugs wird daraus eine weiß-blaue Bayernfahne.