Mitten in der Region:Überraschung von der Versicherung

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Grundsätzlich ist gegen die Absicherung aller möglichen Lebenslagen nichts einzuwenden

Kolumne von Peter Haacke

Wenn es eines gab, was der Großvater aus tiefstem Herzen verabscheute, dann waren es Versicherungen. Für jeden Mist, so grantelte er stets, müsse man heutzutage einen Vertrag schließen, der dann auch noch so klein gedruckt sei, dass man ihn mit bloßem Auge kaum entziffern könne. Seine Meinung zu dem Thema stand jedenfalls fest, und die war nicht die beste: "Versicherungen wollen dich immer nur bescheißen", sagte er, "alles wird teurer". Unschlagbares Beispiel für seine negative Haltung war dabei die Lebensversicherung: Von der habe man im ungünstigsten Fall erst dann etwas, wenn man selbst schon längst tot ist.

Freilich sind Versicherungen aber im Grundsatz eine gute Sache angesichts der vielen Risiken, die das Leben so bietet. Die beste Versicherung ist zwar eine, die man nie braucht, aber die gibt es wohl nicht, erst recht nicht für Autofahrer. Die Versicherer betreiben ein fein austariertes Millionengeschäft mit Haftpflicht, Teil- und Vollkasko mit oder ohne Selbstbeteiligung, das im Tarifdschungel allerdings auch Sparmöglichkeiten bietet: Wenigfahrer bezahlen dabei weniger, Garagenparker kommen billiger weg, und darf die Jugend nicht ans Steuer, ist es auch nicht ganz so teuer. Wer unfallfrei bleibt, wird belohnt mit günstigerer Einstufung, Bruchpiloten legen drauf. Doch egal, wie man es macht: In schöner Regelmäßigkeit steigen die Tarife trotzdem. Wenig Überraschung bieten daher meist Schreiben der Assekuranz, die eine "Beitragsanpassung" ankündigen.

Doch manchmal nimmt das Schicksal auch eine Wendung - wie die Sache mit dem Steinschlag in der Windschutzscheibe. Klingt seltsam, ist aber so. Denn der Versicherungskonzern, der dank Teilkasko an den Kosten für das teure Ersatzteil beteiligt war, stellte bei Abfrage der Fahrzeugdaten fest, dass der Versicherungsnehmer viel weniger gefahren war, als er vor Jahren angegeben hatte. 6000 statt 10 000 Kilometer pro Jahr; prompt flatterte die nächste Mitteilung ins Haus: 13,01 Euro seien demnach zuviel gezahlt worden. Man werde diesen Betrag bei der nächsten Abbuchung berücksichtigen.

Seriöse Versicherungsvertreter werden nun beteuern, dass Ehrlichkeit ohnehin stets souveräner Bestandteil der Geschäftsbeziehungen und somit kaum der Rede wert sei. Auch Opa hätte das vermutlich erfreut. Gleichwohl senkte die Gesellschaft bei dieser Gelegenheit auch noch den Beitrag: Künftig sind pro Jahr inklusive Teilkasko 221,06 statt bisher 247 Euro fällig, abzüglich der noch offenen 13,01 Euro.

© SZ vom 12.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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