Hat es so etwas je gegeben? Dass das Christkind tausendfach bombardiert wird mit ein und demselben Wunsch? Klar, allumspannende Klassiker und Trends gibt es schon immer. Lego, Playmobil, Carrera und Barbie kommen nie aus der Mode. Doch dass auf so vielen kindlichen Wunschzetteln dieselbe Bitte formuliert ist, noch dazu eine immaterielle, ist doch recht einmalig: Corona soll endlich verschwinden, aufhören, sich schleichen! Von den ganz Kleinen, die gerade das Schreiben lernen, bis hin zu den Größeren, die ihre Post ans Christkind - Homeschooling sei Dank - als Power-Point-Präsentation gestalten. Und manchmal gibt's sogar noch eine Illustration dazu - kopiert, gemalt oder gebastelt. Etwa ein durchgestrichenes Virus.
Ja, der Nachwuchs ist es leid, sich fast täglich testen zu müssen, den halben Tag mit Maske in der Schule zu sitzen, nicht zu Sportturnieren fahren zu dürfen und auf Kindergeburtstage zu verzichten. Corona ist ein übler Spielverderber. Die Frage ist jetzt nur, was das Christkind mit all den Bittbriefen anfangen wird. Mit der Beendigung einer Pandemie könnte dieses himmlische Wesen überfordert sein. Auch wenn viele Kinder an ein weihnachtliches Wunder glauben oder zumindest darauf hoffen - dieser fromme Wunsch bleibt höchstwahrscheinlich unerfüllt.
Es sei denn, die Wunschzettel landen gar nicht bei Petrus an der Himmelspforte, am Nordpol oder an einem anderen verwunschenen Ort. Sondern auf den Schreibtischen all jener, die dieser Tage die Entscheidungen treffen. In den Ministerien zum Beispiel. Oder aber in den Briefkästen derjenigen, die Corona für Schnupfen oder eine Verschwörung halten und bei denen, die sich nicht impfen lassen wollen. Aber vielleicht vermag ein kleiner Brief, in Schönschrift und gespickt mit Fehlern, ihr Herz erweichen. Das wäre doch fast ein kleines weihnachtliches Wunder in denkwürdigen Zeiten.