Mitten in der Region:Die Worte des Löwen

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Wenn es gegen den FC Bayern geht, sind die Fronten klar. Das hat jetzt blauer Roter aus dem Bundestag einmal mehr erfahren

Glosse von Heike A. Batzer

Fußball hat mit dem Thema Schule eines gemein: Alle können mitreden. Immerhin waren alle mal selber in der Schule, und für Fußball interessieren sich die meisten auch. Michael Schrodi, einst Schüler, dann Lehrer - und seit 2017 Bundestagsabgeordneter, der den Wahlkreis Starnberg betreut -, vereint beide Welten, war er doch in seinem früheren Leben auch ein ganz formidabler Amateurkicker. Ehe der Eintritt ins fußballerische Altherrenalter nur noch Einsätze beim FC Bundestag zuließ.

Was bleibt einem wie ihm dann noch? Klar, ein Leben als Fußballfan währt ewig, und Schrodis Herz schlägt, dabei ganz der Tradition der Arbeiterpartei SPD folgend, für keinen der neureichen Geldklubs, sondern für einen durch und durch gewöhnlichen und zu manchen Kapriolen neigenden Arbeiterverein, der sich in der dritten Liga abmüht. Schrodis Vorliebe für die Münchner Löwen ließen ihn schon mal im 1860-Trikot zum Unterricht erscheinen, und auch der neunjährige Sohn wird immer wieder mit entsprechender Fanware ausgestattet.

Dass einer wie Schrodi nun sagt, der FC Bayern sei "für uns Münchner seit jeher verzichtbar", überrascht deshalb nicht. Schrodi ist als Olchinger Bürger zwar kein Münchner, dennoch darf ein Blauer natürlich die Roten kritisieren oder muss es sogar, wenn er was auf sich hält. "Fehltritte der Herren Hoeneß, Rummenigge und Flick" hat Schrodi jüngst in deren Äußerungen in Corona-Zeiten ausgemacht und das auf seiner Mitglied-des-Bundestags-Facebookseite gepostet, wo er sonst seine Parlamentsreden zeigt oder seine Haltung zum Lieferkettengesetz mitteilt.

Die Reaktionen der Social-Media-Gemeinde folgten prompt. "Der Satz ist Gold! Dieser Verein steht für mich schon lange für einen zügellosen und arroganten Kapitalismus", schreibt einer. Andere wollen "den Lauterbach" auch nicht mehr hören, wieder ein anderer auch die SPD nicht, und so treibt dieser Facebook-Diskurs schließlich ziellos umher wie ein Stück Holz im Wasser. Immerhin hat sich jeder, der sich für berufen hält, geäußert. Den Beitrag zum Lieferkettengesetz indes wollte kein einziger kommentieren.

© SZ vom 24.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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