Mitten in Berg:Höflicher Protest

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Es fällt den Autofahrern auf, das Transparent, das am Berger Kreisel auf einen Missstand hinweist. (Foto: Arlet Ulfers)

Ein Transparent am Berger Ortseingang fällt den Autofahrern auf

Von Sabine Bader

Der Ton macht die Musik". Oft sind es Sprichwörter wie dieses, denen man einen wahren Kern durchaus nicht absprechen kann. Anders ausgedrückt heißt es: Mit Höflichkeit kommt man leichter ans Ziel. Das hat sich vermutlich auch die Berger Gruppierung QUH gedacht, als sie jetzt ein Banner drucken ließ. "Liebes Sch(L)andratsamt bitte aufräumen", heißt es darauf. Der Aufruf ist an dem klapprigen Bauzaun befestigt, der um das kircheneigene Grundstück am Berger Ortseingang gezogen wurde, als dort noch Reste der Zeltstadt für Asylbewerber standen.

Das war im Oktober 2015. Ein Jahr später, 2016, zogen die Asylsuchenden in die neue Containeranlage am Lohacker um. Die vom Landratsamt Starnberg aufgestellten Zelte blieben aber zunächst stehen - so lange, dass schon fast keiner in Berg mehr glaubte, sie würden jemals verschwinden. Irgendwann taten sie es aber doch. Juhu! Die Berger freut's. Wer jetzt aber dachte, die Kreisbehörde würde das Grundstück auch gleich in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzten, der irrte gewaltig.

Man schreibt inzwischen Oktober 2017: Der Bauzaun ist zum Teil umgestürzt, der Untergrund ist betoniert, Mülltüten liegen herum. Bergs Entrée ist nicht gerade toll. Es wird also Zeit, die Behörde daran zu erinnern. Höflich. Das klappt sicher, hofft die QUH.

"Für mich ist das wirklich unverständlich", sagt auch Bergs Bürgermeister Rupert Monn frei heraus, als die SZ ihn auf das Thema anspricht. Monn hat vom Landratsamt erfahren, dass die Arbeiten an den Zeltstadtresten in Berg und Pöcking ausgeschrieben sind. Darum dauert es. Aber am 23. Oktober soll mit dem Abbau begonnen werden, hat die Kreisbehörde Monn versichert. Im Klartext: Das Gelände wird also wieder zur Wiese.

Doch auch dann werden sich darauf wohl weiterhin Asylbewerber und andere Leuten tummeln. Denn aus Zeiten der Zeltstadt kommt man hier noch immer kostenlos ins Wlan-Netz - was von den Flüchtlings-Containern aus noch nicht geht. Und so heißt der erklärte Treffpunkt für die heimlichen Internet-Surfer: Grundstück am höflichen Banner.

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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