Mitten in Berg:Feueralarm im Gemeinderat

Lesezeit: 1 min

Es gibt in Bayern eine heilige Kuh - und wer ihr was antun will, kann sich auf was gefasst machen

Glosse von Sabine Bader

Die Bayern mögen ihre Rindviecher. Wie sie da sinnierend auf der Wiese stehen und Wiederkäuen, so als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt. Gibt es in diesem Moment auch nicht, zumindest für sie. Essen tun die Bayern ihre Rinder aber doch. Und zwar mit Wonne - ob als Braten oder Schnitzel. Da hat die Zuneigung ihre Grenzen. In Indien ist das anders. Besser. Zumindest für die Kuh. Da wird sie als heilig verehrt und gilt als unantastbar.

Unantastbar ist in Bayern etwas anderes: die Freiwillige Feuerwehr. Wer ihr, symbolisch gesehen, ein Haar krümmen will, der kann sich auf etwas gefasst machen. Eigentlich wäre es dann an der Zeit, seine Koffer zu packen und einen langen Urlaub an zu treten.

Der neue Grünen-Gemeinderat Heinz Rothenfußer war heuer entweder noch nicht in Urlaub oder er wollte einfach mal eine bayerische heilige Kuh in den Hintern piksen. Und da hat er am Dienstag im Gemeinderat, als es um den Bebauungsplan "Ortsmitte Farchach" ging, gesagt: "Brauchen wir in Farchach wirklich noch eine Feuerwehr?" Zwei Sekunden Stille. Schrecksekunden. Dann ein unterdrücktes Lachen, Dann: "puh", "heu", "huch"! Alle durcheinander. Rothenfußer schaute mulmig aus der Wäsche.

Schließlich ergreift Bürgermeister Rupert Steigenberger das Wort und Partei für die Feuerwehr in Farchach, deren Feuerwehrhaus erweitert werden soll. Denn darin wartet nicht nur ein brandneues Auto auf Einsätze, sondern es soll künftig auch noch einen kleinen Sprinter beherbergen. Die Truppe in Farchach sei für Berg besonders wichtig, sagt er. Denn deren Einsatzkräfte seien tagsüber gut armierbar. "Sie haben eine gute Mannschaftsstärke." Überhaupt: "Ich möchte keine unserer fünf Feuerwehren missen."

Und weil Heinz Rothenfußer sich als Mitarbeiter des Berger Gemeindearchivs für die örtliche Historie interessiert, sei hier noch erwähnt, dass in Berg schon einmal aus zwei heiligen Kühen eine geworden ist: Die Feuerwehr Aufkirchen, ging nämlich in der Feuerwehr Berg auf. Und in deren ehemaligen Feuerwehrhaus sind heute die Pfadfinder untergebracht.

© SZ vom 30.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: