Mitten in Berg:Aus zwei mach' vier

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Oder warum drehen sich eigentlich nur ein oder zwei Windräder und nicht alle?

Von OTTO FRITSCHER

Es ist eine Frage, die viele Menschen im Landkreis bewegt. Jetzt stehen sie endlich, die vier Windräder in den Wadlhauser Gräben, aber sie drehen sich nicht. Oder, wenn man Glück hat und es genug Wind gibt, dann schwingen gerade mal eins oder zwei die Rotoren durch die Lüfte. Was ist da los? Nun, dass der Wind nicht stark genug ist, um alle vier Windräder gleichzeitig anzutreiben, das ist wohl eine physikalisch nicht belastbare Behauptung. Die Antwort kennt Pia Zordick, Projektleiterin für die Windräder im Ingenieurbüro Sing. Alle vier Riesen sind zwar schon ans Stromnetz angeschlossen, aber zwei müssen erst noch eine sogenannte Netzverträglichkeitsprüfung und andere Tests bestehen. Ein "Inbetriebnahmeteam" klettert dazu auf die in 149 Meter Höhe montierte Steuerung, das Herz der Riesen sozusagen, oder fährt mit dem Aufzug in diese luftige Höhe, um etwa Kabel- und Schraubverbindungen, Kühlung und Schmierung zu überprüfen.

Denn bei der Montage der Windräder ist es sehr schnell gegangen, sie sollten unbedingt noch im vergangenen Jahr ans Netz angeschlossen werden, auch wenn sie noch nicht alle regelmäßig Strom einspeisen. Der Grund: Laut EEG, dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, gibt es für Winderäder, die vor dem Jahreswechsel am Netz waren, eine Vergütung von 8,9 Cent pro produzierter Kilowattstunde, und heuer sind es 1,2 Cent weniger.

So viel zur wirtschaftlichen Seite, die andere ist weniger gut kalkulierbar: nämlich der Wind. Am Montagvormittag blies er mit einer Geschwindigkeit von 2 Metern pro Sekunden, am Nachmittag war es mit 0,6 Meter pro Sekunde nur noch ein laues Lüftchen. Erst bei einer Windgeschwindigkeit von 2,5m/sec. fangen die Rotoren an, sich zu drehen, ab 3 Meter pro Sekunde wird Strom ins Netz gespeist, gemessen immer in 149 Metern Höhe. Für die Netzverträglichkeitsprüfung müssen es aber mindestens 5 m/sec. sein. Es wird getestet, ob das Netz den Strom der Windräder überhaupt verkraftet. Bläst der Sturm zu stark, können die Bayernwerke, vormals Eon, die Windräder per Fernwartung mit einem Knopfdruck anhalten.

Doch erst mal sollen sich alle vier drehen. Zwei sind schon bereit, wie gesagt, das dritte soll es in wenigen Tagen sein, und das vierte Ende nächster Woche. Wenn der Wind für alle reicht.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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