Mitten in Andechs:Im Zeichen der Römer

Lesezeit: 1 min

Ein nuer Platz ist in der Gemeinde gefunden worden, der an die alten Zeiten und an eine sehr alte Straße erinnert

Von blanche Mamer

Auch wenn die Gemeinde Andechs noch jung ist - sie entstand 1978 bei der Gebietsreform aus dem Zusammenschluss der Dörfer Erling, Frieding und Machtlfing - so hat sie doch eine lange und stolze Geschichte. Ihren Namen bekam sie nach dem Benediktinerkloster auf dem Heiligen Berg Andechs, zu dessen Füßen der Ort Erling liegt. Erling wird 776 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte zu den wichtigsten Ursiedlungen des 6. Jahrhunderts in der Region. So heißt es in der Informationsbroschüre aus dem Rathaus.

Doch schon lange vorher, vor mehr als 2000 Jahren, war es ein Handelsplatz. Denn damals waren die Römer da und garantierten mit einer ihrer berühmten Römerstraßen, die von Brigantium (Bregenz) und Cambodunum (Kempten) über die Anhöhe zwischen dem Ammersee und dem Starnberger See über Erling nach Bratananium (Gauting) führte, weiter nach Salzburg nicht nur den militärischen Zusammenhalt, sondern auch den Vertrieb von Erzeugnissen und Waren aller Art. Vielleicht Vieh, vielleicht Wein, möglicherweise Käse. Die Straße erleichterte auch die Verbreitung von Gedankengut und sicheres Reisen. Erinnert irgendwie an die jetzige Zeit, oder?

Klar ist, dass die alten Römer so etwas wie Lieblingskinder der Ortsgeschichtsforscher sind. Und so kam es, dass im Oktober 2009 eine etwa 1,60 Meter hohe Römersäule in der Erlinger Ortsmitte am Kerschlacher Weg aufgestellt wurde: Kein Hinkelstein oder gar eine antike Straßenmarkierung, sondern ein neues weißschimmerndes Objekt aus Muschelkalk mit der schönen Inschrift: "Zur Erinnerung an die Römerstraße, die von Kempten kommend über Erling und Gauting nach Salzburg führte" nebst Jahreszahl MMIX - wohl als Orientierung für Zeitreisende. Beim Umbau der Kreuzung im vergangenen Jahr aber musste die Säule weg, und kein geeignetes Plätzchen ließ sich finden. Doch Landrat Karl Roth, Bürgermeisterin Anna Neppel und Vertreter des Heimatvereins konnten sich schließlich auf einen Standort einigen: Die Säule soll künftig auf der kleinen Grünfläche vorm "Hotel zur Post" von den glorreichen Zeiten künden, als die Römer noch durch Andechs zogen.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: