Mitten in Andechs:Austragslandrat im Schilderwald

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Spaziergänger haben es jetzt schriftlich: In diesem Haus in Andechs wohnt Altlandrat Karl Roth. (Foto: privat)

Karl Roth hat ein neues Hausschild bekommen, aber wo nur ist sein altes abgeblieben?

Glosse von Sabine Bader

Vereine gibt's in dieser Republik, das glaubt man gar nicht: den "Club der schönen Bärte" zum Beispiel, die "Hasen, die rasen" oder den Verein "Bobby Car forever". Da lobt man sich doch den Heimatverein Erling-Andechs. Da weiß man, was man hat. Die Mitglieder kümmern sich um den Erhalt heimatlicher und dörflicher Traditionen. Super. In einem Dorf geht's schließlich um mehr als um Dirndl, Lederhosen und Gamsbart. Zumal es in Andechs keine einzige Gams gibt. So befasst sich der Heimatverein mit Wichtigerem, mit Hausnamen. 2019 hat er mit seinem Namensprojekt begonnen und auf grünen Emailleschildern die alten Hausnamen nebst Erklärung und dem Alter des Anwesens verzeichnet. Die Andechser waren begeistert, fast alle heutigen Hofbesitzer brachten die Schilder an ihren Hauswänden an.

Jahre zuvor, als der heutige Altlandrat Karl Roth noch Andechser Bürgermeister war, hatte ihm der Heimatverein bereits eine grüne Emailletafel für sein durchaus nicht historisches Einfamilienhaus geschenkt, darauf stand: "Wohnung des ersten Bürgermeisters". Roth freute sich und schraubte die Tafel an. Als er dann Landrat wurde, gab er das Schild pflichtschuldig an den Heimatverein zurück. Nur die vier Bohrlöcher in der Hauswand zeugten noch davon.

Am Montag nun, als Roth der Titel "Altlandrat" im Kreistag offiziell verliehen wurde, hat er ein neues grünes Emailleschild geschenkt bekommen. Und, schnell, wie er ist: Es hängt schon.

Aber wo mag nur sein früheres Bürgermeister-Schild abgeblieben sein? Schließlich hat Roth es ja seinerzeit artig zurückgegeben. Im Archiv des Heimatvereins vielleicht? An der Hauswand von Roths Nachfolgerin Anna Neppel oder von deren Nachfolger Georg Scheitz? Jetzt heißt es suchen. "Austragslandrat" Roth fände es schmuck, wenn das Schild bald am Scheitz-Anwesen prangen würde.

© SZ vom 29.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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