Mitten in Ammerland:Von Gaudi und Gerstensaft

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Die Wasserwacht residiert am Ostufer des Starnberger Sees an der Adresse "Am Biersteg 1". Ist das etwa so ein feucht-fröhlicher Haufen?

Kolumne von Benjamin Engel

Das Bier zählt für viele Bayern gemeinhin zu den Grundnahrungsmitteln. Die Bedeutung des Gerstensafts zeigen die Aufstände früherer Zeiten, wenn die Obrigkeit es wagte, den Bierpreis zu erhöhen. Das bayerische Nationalgetränk hat ja sogar einer ganzen Reihe von Gärten ihren vollen Namen gegeben. Eine ganz besondere Beziehung zum Gerstensaft scheint die Wasserwacht im Münsinger Ortsteil Ammerland zu pflegen. Auf ihrem Gelände direkt am Starnberger Seeufer wurde am Mittwoch eine neue Panoramakamera präsentiert. Sogar die soeben aus dem Amt geschiedene bayerische Bierkönigin Lena Hochstraßer aus dem nahen Höhenrain kam - zur Adresse "Am Biersteg 1".

Wie wohl ausgerechnet diese Namensgebung entstanden ist? Womöglich ist die Ammerlander Wasserwacht ein besonders feucht-fröhlicher Haufen, dem die Gaudi am allerwichtigsten ist. Dann genehmigen sich die Mitglieder nach getaner ehrenamtlicher Tätigkeit an diesem Steg ihr Feierabendbier. Einen schöneren Platz könnte es zum Ausspannen am Ostufer des Sees kaum geben. Schließlich lässt sich der Sonnenuntergang vor der freien Wasserfläche ganz ungehindert verfolgen. Oder hat der Biersteg womöglich noch einen ganz anderen Sinn? Kühlen die Einsatzkräfte im schattigen Wasser darunter etwa ihre Flaschen voll Gerstensaft auf die richtige Trinktemperatur herunter?

So ein "Biersteg" kann die Fantasie auf jeden Fall ganz schön beflügeln. Manchmal ist die Lösung aber wesentlich prosaischer. Denn der "Biersteg" der Wasserwacht in Ammerland hat einen historischen Hintergrund und ist mitnichten aus einer Gaudi heraus entstanden. Wie Münsings Kämmerer Hubert Kühn berichtet, landeten an einem Steg an derselben Stelle zu früheren Zeiten tatsächlich Boote mit Bierfässern an. Der Gerstensaft wurde von Tutzing oder Bernried direkt über den See transportiert. In Ammerland kamen die Fässer dann auf Pferdefuhrwerke und weiter in die Wirtshäuser. Auf die spannende Auflösung könnte man gleich anstoßen. Na dann, Prost.

© SZ vom 04.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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