Mitten in Aidenried:Pfad in die Irre

Die Wanderwege rund um den Heiligen Berg haben ihre Tücken

Von Thorben pollerhof

Viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch nach Andechs", hat schon Abt Odilo Lechner geschrieben. Gemeint sind damit natürlich die vielen Wanderwege, die auf den Heiligen Berg führen. Besonders der Pfad von Herrsching aus durch das Kiental ist ein Touristenmagnet. Hier und da gibt es aber auch eher unbekannte Wege, die regelrecht darauf warten, von unerfahrenen, naiven Möchtegern-Kraxlern entdeckt zu werden. Der Weg von Aidenried bei Fischen ist so einer. Mit gleich zwei Schildern lockt er den Unwissenden in die Falle hinter dem Feldgraben. Anderthalb Stunden soll er dauern, der Weg mit einem "A" samt Kreuz darauf gekennzeichnet sein. Die ersten Meter sind noch recht einfach, der Wald kühlt an heißen Sommertagen, die weiten Felder dahinter laden zum Schlendern ein, ab und an gibt es Überbleibsel einer vergangenen landwirtschaftlichen Zivilisation. Doch schon kommt die erste Gabelung. Links oder rechts. Links steht kein Schild. Rechts auch nicht. Nimmt der Ortsunkundige also einen der beiden Wege, fängt das Verwirrspiel schon an. Vergebens sucht er nach dem wegweisenden "A" samt Kreuz, das selten klein auf zufällige Bäume gepinselt ist. Manchmal endet er in einer Sackgasse und muss zurückwandern. Vielleicht muss er auch über eine Pferdekoppel, die er eigentlich nicht betreten darf. Und irgendwann führt der Weg des Unwissenden an einem riesigen Tipi vorbei. Spätestens dann kommt er aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus und ist froh, dass er kurz darauf Erling endlich erreicht hat. Dass ein Wanderweg nach Andechs eine göttliche Eingebung erfordert, hätte der Unwissende nun wirklich nicht gedacht.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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