Mitten im  Würmtal:Sommer da, und alles aus

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Die Hitze hat auch Auswirkungen auf die Versorgung: Auf einmal ist vieles nicht mehr möglich, was sonst selbstverständlich ist. Warum nur?

Von Christian Deussing

Auch in einem schattigen Wirtsgarten im Würmtal ist es am Sonntag heiß. Offenbar so heiß, dass viele Gäste nur Salat bestellen. Denn die Kellnerinnen müssen bald stets bedauern: "Der Salat ist aus." Ob es wenigstens Gurken- oder Kartoffelsalat gebe, fragt ein Ehepaar etwas bang. "Doch, den gibt es noch", beruhigt die Bedienung. Ein Tisch weiter läuft die ähnliche Szene ab. "Na gut, das Bier ist zum Glück ja nicht schon aus", gibt sich ein Mann ganz lässig. "Tut mir leid, das Helle ist auch aus", erwidert die Kellnerin bierernst. In der eben noch fröhlichen Runde ist man entgeistert, fast geschockt. Die Service-Kraft hat Erbarmen und lächelt. "War nur ein Scherz", sagt sie. Großes Aufatmen am Tisch.

Ernst wird es hingegen gegen 21 Uhr im Feldafinger Rathauslokal "Max II". Das Bier ist tatsächlich aus, aus den Zapfhähnen tröpfelt nicht mal mehr alkoholfreier Gerstensaft. Und das mitten in Oberbayern, unglaublich. Die Revolte bleibt jedoch aus, die Besucher trinken stattdessen eifrig Aperol Spritz, der hat nur ein bisschen mehr Prozent Alkohol. Der Biergenießer dürfte auch das mal verkraften können. Nerviger ist aber wohl, bei dem Tropenklima keine Ventilatoren mehr zu ergattern und wie in Starnberg zu hören: "Tut mir leid, die Geräte sind ausverkauft."

Ganz heiß, nur im anderen Sinne, war es auch dem legendären Reporter Herbert Zimmermann, als die deutsche Mannschaft 1954 in Bern Fußballweltmeister wurde: "Das Spiel ist aus, auus, auuus", rief er mit lauter bebender Stimme ins Mikrofon. Bereits sieben Jahre zuvor erschien Jean-Paul Sartres Werk "Das Spiel ist aus" - es geht nicht um Fußball, sondern um die Chance, es im zweiten Leben nochmals zu versuchen, die Uhr des Schicksals zurückzudrehen. Zum Beispiel beim Liebesaus und nicht beim Salat.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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