Mitten im Wintereinbruch:Too Matsch

Dieser Gag ist ein garantierter Lacher - außer man ist selbst der begossene Pudel

Von David Costanzo

Es gibt im Handbuch für Hollywood-Komödien einen Goldstandard-Gag, wenn es im Drehbuch irre viel geregnet hat und ein Passant - meist eine Passantin - besonders hübsch angezogen ist und an einer Straße entlang spaziert. Frau flaniert, Kleidchen flattert, Auto rauscht heran, Auto brettert durch Pfütze, Wasser spritzt, Kleidchen nass, Frau schreit, Lacher. Im zweiten Bridget-Jones-Teil "Am Rande des Wahnsinns" gibt es so eine Szene und in mindestens hundert anderen Filmen. Doch die Sache lässt sich an Schneematschtagen steigern - im Auto.

Außen verschmieren Eiskratzreste und Regentropfen das Seitenfenster, dazu garnieren frische Matschspritzer das Glas und von innen beschlagen die Scheiben gerade wieder. Doch wer auf dem Weg ins Büro nach rechts abbiegen will, muss den Verkehr von links sehen können. Also kurz das Seitenfenster heruntergelassen, ganz schlau. Noch während die Automatik surrt, schaltet die Wahrnehmung auf Zeitlupe, weil auf einmal klar ist, was kommt. Ein durchrauschendes Auto erwischt einen dieser grauweißschwarzen Haufen am Straßenrand im idealen Winkel und ein Schneematschbrett löst sich. Es hebt ab - und fliegt. Für eine Millisekunde staunt man, wie kompakt und elegant so ein Haufen Halbgefrorenes segeln kann. In der nächsten Millisekunde versucht man, den Finger wieder an den Fenster-hoch-Knopf zu bekommen. Und in der nächsten Millisekunde spritzt der Matsch wie aus einem Eimer geschüttet ins Gesicht des Fahrers, auf die Jacke und wegen des idealen Einfallswinkels über das linke Hosenbein. Was für eine Slapsticknummer! Sollte es ein Trickspezialist jemals schaffen, die Szene für einen Film nachzustellen, der Oscar wäre ihm sicher.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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