Mitten im Landkreis:Gruselige Runkelrüben

Lesezeit: 1 min

Schon bevor Halloween Einzug ins Land hielt, gab es im Fünfseenland schaurig-komische Bräuche

Kolumne von Sabine Bader

Menschen lieben das Erschaudern - diese emotionalen Wechselgüsse von Gänsehaut und Nervenkitzel. Sie lesen Gespenster- und Horrorgeschichten und ziehen sich fast jeden Abend einen Tatort rein. Dann sitzen sie wohlig in ihren Fernsehsesseln und stellen sich vor, wie es wohl wäre, wenn jetzt ein Geist vor ihrem Fenster auftauchen oder ein Gebiss fröhlich hereinlächeln würde. Schaurig schön eben.

Das mag mit ein Grund dafür sein, warum Halloween hierzulande so beliebt ist. Seit Wochen liegen auf den Wühltischen der Discounter Gruselmasken und Fratzen alle Art. Fasching lässt grüßen und das schon am 31. Oktober. Dann rennen die Kinder abends von Haus zu Haus, kreischen "Süßes oder Saueres" und freuen sich über den Schauer, der ihnen über den Rücken läuft. Natürlich haben sie vorher schon wochenlang mehr oder weniger gelungene Gesichter in Kürbisse geschnitzt oder es zumindest versucht. Müßig zu erwähnen, dass ihre Eltern Kürbissuppe längst nicht mehr sehen können - ganz egal welches noch so pfiffige Rezept man für sie auftreiben konnte.

Der Halloween-Brauch soll übrigens aus Irland stammen und nicht aus den USA. Irische Auswanderer, so heißt es, hätten die Tradition dann im 18. und 19. Jahrhundert nach Amerika gebracht, von wo aus sie schließlich den Siegeszug nach Europa antrat.

Wer jetzt glaubt, die Kinder hierzulande hätten vor dieser Zeit keine Gruselfreuden gehabt, der irrt. Bevor sich Halloween in den Neunzigern hierzulande ausbreitete, schnitzten sie auch schon emsig mit Papas Taschenmesser an Rüben herum: an den Runkelrüben. Die Früchte dienen als Futtermittel für Rinder und Schafe und geben ebenfalls schöne Laternengesichter ab. Mit ihnen lässt sich auch heute noch trefflich Rübengeistern.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: