Mitten im Garten:Grässlicher, gefräßiger Feind

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Der Intimfeind des Hobbygärtners lässt dessen Herz bluten und fordert ihn zu drastischen Maßnahmen geradezu heraus

Kolumne von Gerhard Wilhelm

An dieser Stelle wird gelegentlich über den Stress von Hobbygärtnern mit Invasoren aus der Natur geschrieben. Aber jetzt macht sich eine neue Armee auf den Vormarsch. Ein gnadenloser Feind, ein gefräßiger Feind, der ähnliche Schrecken bei Gärtnern verbreitet wie Maulwürfe. Derzeit ist die Vorhut ausgesendet worden. Erkennbar an ihrem kleinen Bunker, den sie auf ihrem Rücken mitschleppen. Sie sind die Späher, die der Hauptarmee berichten, wo die leckerste Kost wächst. Den eigentlichen Angriff auf das Idyll Garten führen dann Arion lusitanicus, Limax maximus und im reduzierten Umfang Helix pomatia, während Deroceas reticulatum eigentlich schon zur Kategorie Massenpflanzenvernichtungswaffe gehört und damit ein Fall des Genfer Protokolls ist.

Das feuchte Wetter ist wie geschaffen für sie. Noch verstecken sie sich, aber sobald es wieder wärmer wird, werden sie ausschwärmen. Am frühen Abend hat sich der Hobbygärtner noch an den vielen blühenden Pflanzen kaum sattsehen können, die Salatpflanzen sprossen munter vor sich hin, und am nächsten Morgen dann der Schock, der viele zu spontanen Rachegelüsten, ja zur Mordgier aufstachelt. Satt sind auch die Scharen des Feindes geworden, zurückgelassen sind kahle Stängel und nur schleimige Spuren zeugen von der Fressorgie in der Nacht.

Des Hobbygärtners Herz blutet und der Krieg beginnt. Doch der Kampf ist kein Vergnügen und man kann dabei auch einiges falsch machen. Zudem kennt der Gegner keine Einsicht und lässt sich nicht einfach vertreiben. In der Trauer wegen der Verluste im Garten und der Wut darüber kommt es oft zu schrecklichen Gegenschlägen. Flexible Response, wie im Kalten Krieg, also abgestufte Antworten auf einen Angriff, sind dann vergessen. Die Tötungsmethoden sind vielfältig und oft grausam, von dem Mord durch Zerschneiden, Vergiften bis zum Ersäufen. Doch die eigentliche Ursache der Invasion sind unsere zu geschleckten Gärten, in denen Kröten, Blindschleichen, Eidechsen, Igel oder Vögel kaum mehr Platz finden. Alle die Tiere haben Schnecken zum Fressen gern.

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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