Mitten im Fünfseenland:Mysterien eines Spiels

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Schafkopf ist etwas für intelligente Menschen und wird traditionell gern am 6. Januar gespielt

Von Armin greune

Es ist ein seltsames Spiel, das Außenstehende vor viele Rätsel stellt. Könige kommen darin vor, aber keine Damen und Pferde, und statt Läufern gibt es manchmal Laufende. Erstaunlicherweise zählen "Eisenbahner" mehr als Könige - die obendrein bei Weitem nicht so mächtig sind wie die Kellner, wenn nicht gerade "Wenz" angesagt ist. Ansonsten aber sind die Ober die entscheidenden Figuren: Dabei ist "Der Blaue" in Wirklichkeit grün und höher als der rote, "Der Alte" aber schlägt alle.

Wie Eingeweihte längst erkannt haben, ist vom Schafkopf die Rede: Einem urbayrischen Kartenspiel, das dem Namen zum Trotz hohe Ansprüche an Intelligenz und strategisches Geschick stellt. Und zu dem man sich traditionell am Dreikönigstag trifft, um dann nicht wie sonst zu viert zu "kopfen", sondern in sogenannten Rennen anzutreten - wo es dann ausnahmsweise mal nicht um Zehnerl oder Fuchzgerl, sondern um Punkte und die Wurst geht. Derartige Schafkopfturniere finden an diesem Mittwoch etwa in der Inninger "Post" (19 Uhr), im Dießener "Unterbräu" oder im Traubinger "Buttlerhof" (jeweils 14 Uhr) statt. Die Startgebühren betragen acht oder zehn Euro und solange die Gesamt-Teilnehmerzahl durch vier teilbar ist, darf jeder mitmischen, der die Regeln beherrscht.

Den Namen des Spiels aber können selbst Profis nicht erklären, denn das Schaf spielt darin überhaupt keine Rolle. Im Gegensatz zur Sau, die ständig im Fokus steht: Nicht nur, dass es sie in Teilen zu gewinnen gilt, weil bei Schafkopfrennen traditionell Fleischpreise winken. Im Spiel selbst wird in aller Regel eine Sau erst gerufen, dann oft gesucht und manchmal auch abgestochen. Es gibt vier davon und paradoxerweise hat jede elf Augen. Immerhin ist nachvollziehbar, warum sie so heißen: Die im französischen Spiel schmucklosen Asse trugen im deutschen, dem Schafkopf-Blatt ursprünglich alle Schweine im Bild. Inzwischen ist nur noch die Schellen-Sau so gekennzeichnet, im Jargon wird sie wegen der zweideutigen Szenerie auf der Karte "Der-Hund-stopft-sie" gerufen.

Warum Vereine und Parteien gerade an Heilig Drei König zum Turnier einladen, gehört dann wieder zu den vielen Mysterien des Spiels. Denn natürlich finden sich unter den 32 Karten auch vier Könige. Dass aber schon Kaspar, Melchior und Balthasar gekopft haben, lässt sich getrost ins Reich der Legende verweisen: Ihnen hätte ja der obligate vierte Spieler gefehlt.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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