Mitten auf dem See:Paddelnde Majestäten

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Wie eine neue Wassersportart zu erstaunlichen Erkenntnissen verhilft

Von Kerstin Vogel

Es gibt einen Kollegen, der macht es auch schon. Das ist insofern erstaunlich, als ihm ansonsten nichts fehlt und er ein normales, weitgehend gut integriertes Leben führt. Andererseits machen das jetzt viele: Fahren ans Wasser, stellen sich auf ein Surfbrett - und anstatt sich von prachtvollen Wellen oder stürmischen Winden elegant davon tragen zu lassen, paddeln sie sich mühsam voran. Im Stehen.

Weil nun jeder hippe Trend einen Namen braucht, heißt dieser hier Stand Up Paddling, was zwar nicht sehr hip klingt, sich dafür aber mit SUP abkürzen lässt und einem möglicherweise vor allem deshalb wackelig und mühsam vorkommt, weil es wackelig und mühsam ist, auf einem Surfbrett stehend vorwärts zu paddeln. Andererseits heißt es im Internet, dass Stand Up Paddling auf Hawaii - zur Erinnerung: das ist die Weltgegend, in der das jederzeit coole Surfen auf prachtvollen Wellen erfunden wurde -, dass dieses im Stehen paddeln dort also der "Sport des Königs" gewesen sei. Nur Auserwählte hätten sich außer den Paddelmajestäten stehend fortbewegen dürfen, heißt es da weiter. Das nährt den Verdacht, dass entweder dieses Internet lügt oder es vielleicht nicht wirklich erstrebenswert war, auf Hawaii auserwählt zu sein. Außerdem wirft es natürlich ein neues Licht auf den stehend paddelnden Kollegen.

Ansonsten gäbe es ein paar Verbesserungsvorschläge, die nicht unterschlagen werden sollen. Man könnte zum Beispiel schauen, dass man wenigstens keine nassen Füße bekommt, wenn man sich schon so ohne Wind und Wellen vorankämpfen muss. Dazu müsste man lediglich das Surfboard an den Rändern etwas nach oben biegen, so dass sich eine Art Seitenwand ergäbe. Außerdem könnte man vielleicht für längere Strecken einen Sitz auf das Brett schrauben, weil das ein wenig bequemer wäre, der Körperschwerpunkt tiefer liegen und das Ganze damit ein wenig stabiler würde. Und wenn man noch Halterungen für die Paddel anbringen könnte, um eine gute Führung zu haben, damit man nicht so herum stochern müsste, dann . . .

Wie, das gibt es schon? Heißt Ruderboot? Ach so.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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