Miten in Starnberg:Feldmaus und Feuerwehr

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Aus dem Georgenbach geholt: der weiße Hund und sein Retter. (Foto: Römmler)

Nicht nur Menschen werden gerettet, manchmal sind es ein Hund oder eine Feldmaus. Auch das ist wichtig

Von Gerhard Summer

Der Feuerwehr Landsberg ist es letzthin gelungen, eine Feldmaus vor dem Ertrinken zu retten. Im Einsatz waren 20 Mann, dazu die Polizei, mehrere Retter der Wasserwachten Landsberg, Kaufering und Buchloe, ein Rettungshubschrauber und noch ein paar Leute. Gut, das klingt jetzt sehr aufwendig. Andererseits fehlten sowohl Militär als auch Flugzeugträger. Und man weiß ja, wie winzig so eine nasse Feldmaus ist und wie schwer sie sich in einem Nebenbecken auf Höhe der Lechstaustufe 15 ausmachen lässt.

Kurzum, das war eine Glanzleistung, und es ist eine Schande, dass man von solchen Taten, so merkwürdig sie auch erscheinen mögen auf den ersten Blick, so wenig liest. Womöglich tut sich da für die Feuerwehr auch ein ganz neues Beschäftigungsfeld auf, was gut wäre, weil es kaum noch Brände gibt. Zum Beispiel hat am Sonntag die Feuerwehr Starnberg einen kleinen, armen, verfrorenen Hund am Georgenbach geborgen, mit erstaunlich geringem Einsatz an Mensch und Material. Ja, das war okay. Aber es ginge besser. Wie wäre es mit Flugunterricht für Vögel, die zu früh aus dem Nest gefallen sind? Mit Staudämmen für von Hochwasser bedrohte Ameisenköniginnen und ihre Völker? Das hätte auch royalistischen Touch. Oder mit einer Großaktion für Delphine im Starnberger See, die natürlich vorher eingesetzt werden müssten. Andererseits hätte es auch was, wenn die Feuerwehr gelegentlich Menschen vor der ewigen Verdammnis, vor der Verblödung durchs stete Starren in Handys und Fremdenhass retten könnte. Aber dazu ist sie leider mit Atemschutzgerät und Rettungsspreizer ungenügend ausgerüstet.

Was die Feldmaus betrifft, muss man ehrlicherweise dazu sagen, dass die Feuerwehr annahm, ein Mensch sei in Lebensgefahr. Der junge Mann, der die Polizei alarmierte, sprach nämlich in dem Notruf davon, dass gerade "jemand" ertrinken würde. Ganz verkehrt ist das natürlich nicht. Die Feldmaus ist nämlich keineswegs niemand, gerade wenn man an Frederick denkt, die schlaue Feldmaus, die Erinnerungen an den Sommer als Vorrat mit ins Winterlager nahm, also Sonnenstrahlen, Farben und Hoffnungen, und so alle rettete. Darf man so jemanden einfach absaufen lassen?

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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