Leben mit dem Wasser:Ferienspaß im Segelboot

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Stefan Marx von der Ammersee-Segelschule zeigt seinen Schülern Jakob, Amelie und Leopold die verschiedenen Knotentechniken. (Foto: Nila Thiel)

Schon die Kleinen lernen, wie man sich den Wind zunutze machen kann. Segelschulen und Traditionsclubs bieten vor allem im Sommer Kurse für Kinder. Wer einen Schein hat, kann an den Regatten teilnehmen

Von Sabine Bader

Für Stefan Marx, Chef der Ammersee Segelschule in Dießen, ist die Sache klar: Optimal für Kinder zum Segelnlernen sind "Flying Cruiser". Das sind etwas größere Jollen, die von drei bis vier Kindern gemeinsam gesegelt werden - im Team. Und gerade das ist Marx wichtig. "Ich will, dass sich die Kinder zusammenraufen", sagt er und keine Einzelkämpfer werden. "Das klappt optimal." Neun der kentersicheren Boote, übrigens allesamt nahe des Bodensees gebaut, gehören zu Marx' Flotte und sind bei ihm gut ausgelastet. Seine Kurse finden in den Pfingst- und Sommerferien statt und dauern immer fünf Wochentage am Stück.

Das Wetter ist dabei zweitrangig. Sonne muss nicht unbedingt sein. "Die Kinder wollen einfach raus, auch wenn es regnet", weiß Marx aus Erfahrung. Nur mindestens acht Jahre alt sollen die Kursteilnehmer sein. Schließlich ist man stundenlang auf dem See. "Und wir können ja nicht andauernd reinfahren, weil einer der Kleinen auf die Toilette muss." Und dann wäre da noch der Theorieunterricht, der steht im Normalfall vormittags auf dem Programm. Und da ist ein wenig Sitzfleisch gefragt. 20 bis 25 Kinder seien pro Kurs optimal. Zwei Motorboote mit Segellehrern begleiten die Flotte, zusätzlich gibt es einen Wachdienst an Land. Natürlich dürfen die Kleinen nicht einfach so an Bord: Es gilt wie überall Schwimmwestenpflicht. Der Preis für den Kurs beträgt 190 Euro pro Teilnehmer.

Gerne gebucht werden heutzutage übrigens auch Segelkurse für Schulklassen, wie Juniorchef Niki Marx aus Erfahrung weiß. "Manche Schulen bieten sie statt Skilager an und kommen dafür aus der ganzen Republik an den Ammersee." Knapp 300 Meter von der Segelschule entfernt ist auch das Jugendhaus, in dem die Schulklassen übernachten können. "Um das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Klassen zu stärken, ist ein Segelkurs sehr viel besser geeignet, als das übliche Skilager", findet Niki Marx. Sein Vater mag die Kinderkurse auch darum besonders gern, weil die jungen Segler völlig anders lernen als die Erwachsenen - nach seiner Erfahrung "viel intensiver." Zum Abschluss erhalten die Kursteilnehmer ihren ersten Seglerpass.

Die Segel- und Sportbootschule in Tutzing bietet in den Pfingst- und Sommerferien ebenfalls Kinderkurse an. Inhaber Hans-Jürgen Müller betreibt die Schule bereits in der dritten Generation. Seine Kinderkurse finden auf neun hölzernen "Piraten" statt, wie diese Bootsklasse heißt. Auf ihnen wird ebenfalls zu viert gesegelt. Auch zwei in Ungarn gebaute "Floor 18" hat er für die jungen Sportler und für Fortgeschrittene im Angebot. Das sind Boote, die mit Spinnaker gesegelt werden, und dadurch um einiges schneller sind. Das gefällt natürlich allen.

In der Segelschule Weiß-Blau in Bernried gibt es neben Kursen mit Kinderjollen auch zwölf "Optimisten". Sie gelten allgemein als Einstiegsschiffe. Wer in der Schule von Sabine Haas einen einwöchigen Kurs absolviert, bekommt eine Urkunde. Nach dem zweiten Kursus in Bernried gibt es den Jüngsten-Segelschein. Ihn braucht man, um an Opti-Regatten teilnehmen zu dürfen. Bevor die Eltern ihre Kinder allerdings anmelden können, müssen sie für diese Freischwimmerscheine vorlegen, was heißt, dass sich die Kleinen eine Viertelstunde lang ohne Unterbrechung über Wasser halten können. Sicherheit muss schließlich sein. Wer 14 Jahre ist und älter, der kann den Segelschein für Binnengewässer machen, was ungefähr gleichbedeutend ist mit dem früheren A-Schein. Seit 25 Jahren betreibt Haas die Segelschule nun schon. Ihrer Erfahrung nach absolvieren viele Kinder sogar drei oder vier Kurse.

Auch am wesentlich kleineren Wörthsee können Kinder übrigens das Segeln erlernen, und zwar in der Sportschifffahrtsschule in Steinebach. Allerdings nur in den ersten drei Wochen der bayerischen Sommerferien.

Und natürlich gibt es auch in den Segelclubs im Fünfseenland Kurse für die Jüngsten. Schließlich soll der Vereinsnachwuchs gesichert sein, und dazu muss man auch in Sachen Jugendarbeit etwas zu bieten haben. Der Ammerlander Segel-Club beispielsweise ist jedes Jahr ziemlich früh dran mit seinem Einsteigerkurs. Er findet meist Anfang Mai statt und dauert vier Tage am Stück.

Dass man die Jüngsten so früh im Jahr schon in die Optimisten setzt, hat natürlich seinen Grund: Dann bleibt noch ausreichend Zeit, an den Freitagnachmittagen zum Üben. Mitmachen dürfen übrigens auch Kinder, deren Eltern oder Großeltern nicht Mitglieder im Club sind.

Die jungen Segler dürfen dann meist bereits im ersten Jahr mit ihren Optis bei beiden Club-Regatten mitsegeln. Zudem tragen vier Vereine am See stets auch noch eine Opti-Liga gemeinsam aus. So gewöhnen sich die jungen Segler gleich an die Wettkampfatmosphäre, die ihre Eltern nur allzu gut kennen. Ganz nach dem Motto: Früh übt sich, wer Meister werden will.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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