Kunstprojekt:Klingende Brücken und singende Schaukeln

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"Wunderwelt Bernried" heißt das Leader-Projekt, das die Gemeinde gemeinsam mit dem Buchheimmuseum umsetzen will. Es soll am Seeweg entstehen und die Besucher des Ortes musikalisch in Richtung Kunstausstellung geleiten

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Mit dem Leader-Projekt in Bernried geht es zügig voran. Das Kunst- und Designstudio "Daily Tours Les Jours" aus Montreal (Kanada), das im Frühjahr den Wettbewerb zum Projekt "Wunderwelt Bernried" gewonnen hat, entwickelt derzeit einen auf die Gemeinde zugeschnittenen Planungsentwurf. Dies teilte Bürgermeister Georg Malterer dem Gemeinderat in der letzten Sitzung des Jahres mit. Gleichzeitig segnete das Gremium die Auftragsvergabe für die Sanierung des Seeweges ab, an dem die interaktive Klanginstallation aufgestellt werden soll.

Der Wettbewerbsentwurf sieht klingende Brücken, Lichtbögen und singende Schaukeln vor, die Sprache in Musik umwandeln. Daily Tours Les Jours ist spezialisiert auf interaktive, öffentliche Kunstinstallationen, bei denen die Besucher aktiv beteiligt werden. Die singende Schaukel ist schon einmal in Montreal umgesetzt worden. Jede Schaukel hat einen eigenen Klang. Sobald mehrere Besucher schaukeln, entwickeln sich Klangstrukturen. Der Entwurf begeisterte im Frühjahr auch die Wettbewerbsjury und wurde unter den 16 international und regional tätigen Teilnehmern für den ersten Preis ausgewählt. Malterer könnte sich vorstellen, dass für die Installation gebrauchte Schiffsschaukeln verwendet werden und dadurch einen regionaler Bezug zum Dorf hergestellt wird. Nach dem Wunsch der Gemeinde sollen sie im Bereich des Schiffsanlegestegs installiert werden. Der Entwurf müsse nun an die Bernrieder Gegebenheiten angepasst und auf technische Umsetzbarkeit geprüft werden, sagte der Rathauschef. Er konnte allerdings keine Angaben zum zeitlichen Rahmen machen. Nach den Vorgaben müsste der vom Leader-Projekt geförderte Bereich des Konzepts bis Ende 2022 verwirklicht sein. Coronabedingt war es allerdings zu Verzögerungen gekommen, so dass das Projekt laut Malterer eventuell verlängert werden müsste. Jetzt hänge alles vom Bewilligungszeitraum ab. "Wir sind fleißig am Planen", sagte er. Auf jeden Fall soll der barrierefreie Ausbau des Seewegs im kommenden Jahr fertiggestellt werden.

Das Leader-Projekt wird von der EU gefördert. Es könnten Zuschüsse von bis zu 60 Prozent fließen. Den Rest der Kosten teilen sich die Gemeinde und die Buchheimstiftung. Schon 2017 hatten der damalige Bürgermeister Josef Steigenberger und Museumsdirektor Daniel J. Schreiber beschlossen, sich gemeinsam an dem Projekt zu beteiligen, um sich stärker zu vernetzen. Denn bislang bekommen Touristen, die am Bahnhof ankommen, wenig Information darüber, dass Bernried ein überregional bekanntes Museum hat. Umgekehrt erfahren die mehr als 90 000 Museumsbesucher pro Jahr nichts über das durchaus sehenswerte "schönste Dorf Deutschlands".

In enger Zusammenarbeit wurde daher ein Konzept entwickelt, wonach das Dorf nicht alleine durch Hinweisschilder mit dem Museum verbunden werden soll, sondern durch eine besonders fantasievolle Wegegestaltung. Da die Umsetzung allerdings sehr teuer ist, sollen vorerst nur die singenden Schaukeln als erstes Projekt verwirklicht werden. Dennoch lohnen sich die Investitionen allemal. Bernried ist der Tourismusort mit der größten Anzahl an Übernachtungen (vor der Pandemie jährlich knapp 300 000) in den Landkreisen Weilheim-Schongau und Starnberg.

© SZ vom 24.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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