Kultur im Landkreis:Planen und beten

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Beim Kulturspektakel in Gauting treffen sich Tausende junge Leute, um gemeinsam zu tanzen und zu feiern. Die Veranstalter hoffen, dass das heuer wieder möglich sein wird. (Foto: Georgine Treybal)

Noch ist offen, ob Festivals wie Kulturspektakel, Fünfseen-Filmfest und Orff-Konzerte stattfinden können. Doch die Vorbereitungen laufen längst

Von Michael Berzlund Armin Greune, Gauting/Schondorf

Der zweite Sommer in Zeiten der Pandemie steht bevor. Nach den Absagen im vergangenen Jahr schöpfen Veranstalter von Festivals nun Hoffnung, dass es heuer wieder klappen könnte und sind zum Teil schon eifrig am Planen. Allerdings begeben sie sich damit nach wie vor auf eine Reise ins Ungewisse, denn noch ist völlig unklar, unter welchen Rahmenbedingungen Konzerte und Theateraufführungen über die Bühne gehen könnten. Ein Überblick über eine Kulturszene zwischen Hoffen und Bangen.

Fünfseen-Filmfestival

Kinobetreiber Matthias Helwig plant unverdrossen. Im Vorjahr war sein Fünfseen-Event eines der ganz wenigen Filmfestivals in Deutschland, das live, mit mehr Open-Airs als sonst und erstaunlich vielen Besuchern über die Bühne ging. Allerdings lagen damals die Infektionszahlen weit unter dem inzwischen erreichten Niveau. Auch für heuer hat Helwig Großes vor: weit mehr als 100 ausgewählte Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, die in Starnberg, Gauting, Schloss Seefeld und Weßling laufen sollen, dazu die üblichen Wettbewerbe und Preise. Ob die ehrgeizigen Pläne Aussicht auf Genehmigung haben, steht aber noch dahin. Der Filmmarathon von voraussichtlich 18. bis 30. August soll passenderweise das Motto "Perspektiven" haben. Genau das ist es, was Helwig bislang von der Politik vermisst.

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Orff-Festival in Andechs

Florian Zwipf-Zaharia, Veranstalter des Orff-Festivals plant zwar, aber ohne zu wissen, womit er im Sommer zu rechnen hat. Wie viele der 600 Plätze im Florian-Stadl von Kloster Andechs er belegen, wie viele Eintrittskarten er überhaupt verkaufen darf: Es ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Er vermisst klare Vorgaben, welche Regeln gelten werden, falls überhaupt solche Veranstaltungen erlaubt sein werden, und fühlt sich im Stich gelassen: "Wir haben keinerlei Perspektive, wie es weitergehen könnte. Das ist eine Un-Perspektive." Und so geht es nach seinem Eindruck Veranstaltern in ganz Bayern, mit denen er in Kontakt steht. "Das ist total frustrierend, die Stimmung ist unterirdisch", sagt Zwipf-Zaharia. Das im Internet veröffentlichte Programm des Orff-Festivals ist nur vorläufig und soll demnächst aktualisiert werden. Fest steht aber, dass einige zunächst noch angesetzte Termine wieder gestrichen werden: "De temporum fine Comoedia", der Auftritt des Kabarettisten Andreas Rebers und die "Carmina Burana Cavallo" auf Schloss Kaltenberg. Was noch bleibt und machbar ist, muss sich erst herausstellen. Dabei geht es auch um Geld. "Bevor ich Konkurs anmelde, werde ich absagen müssen", so Zwipf-Zaharia.

Gautinger Kulturspektakel

"Wenn es irgendwie geht, findet das Gautinger Kulturspektakels statt", sagt Gabriel Knoll, der Vorsitzende des dazugehörigen Trägervereins. Die ehrenamtlichen Organisatoren tüfteln gerade in Abstimmung mit der Gemeinde daran, wie sich das Openair im Juli auch unter Corona-Auflagen realisieren lässt. Das Programm stehe schon, denn mit ein paar Abstrichen könnte nun das eigentlich für das vergangene Jahr vorgesehene Line-up über die Bühnen gehen, erzählt Knoll. Der harte Kern des Teams steckt gerade sogar besonders viel Arbeit in dieVorbereitungen. Denn der Aufwand für ein Corona-konformes Festival mit Tausenden Besuchern über ein ganzes Wochenende auf einem weitläufigen Schulgelände sei viel größer als sonst. Wie genau das dann aussehen kann, will der Kulturspektakel-Vorsitzende Knoll erst in ein paar Wochen verraten, wenn das Konzept steht. Auch in Gauting ist etwas Vorlauf nötig, aus ganz banalen Gründen: Vor zwei Jahren wurden mehr als 10 000 Liter Getränke, mehrere tausend Semmeln und mehr als 200 Kilogramm Bratwürste bestellt. Das sind die Größenordnungen, auf die sich Brauerei, Bäcker und Metzger einstellen müssen.

Sammersee

Noch hat das junge Team Hoffnung, sein kleines Open-Air-Festival von 6. bis 8. August veranstalten zu können. Bis 2019 fand es 13 Mal im Schondorfer Strandbad statt, bis zu zwei Dutzend Bands und Musiker sind jährlich aufgetreten. Für heuer hat Sammersee den Schondorfer Bolzplatz als Austragungsort im Visier. Dort könne man Auf- und Abbau flexibel gestalten und eventuelle Abstandsregelungen leichter gewährleisten, sagt Leonie Schaffhauser vom Vereinsvorstand. Der Gemeinderat hat dem Umzug zugestimmt, es lägen "jede Menge Bewerbungen von Bands" vor. Die noch nicht absehbaren Infektionsschutz-Regeln stellten das Organisationsteam vor große Herausforderungen. Aber: "Die Planung ist etwas, das uns aus dem Corona-Loch holt und Spaß macht", so Schaffhauser.

Ammerseerenade

In Schondorf herrscht noch Zuversicht: Die Veranstalter des Klassik-Festivals "sind guten Mutes, dass wir es doch schaffen können", sagt Hans-Joachim Scholz, Vorsitzender des Vereins Verein "Kultur am Ammersee". Das Fest soll heuer von 11. bis 19. September stattfinden, der traditionelle Kapellentag ist am 29. August geplant. Die Seerenade widmet sich eher der heiteren Seite der Ernsten Musik, als Spielorte sind Andechs, Breitbrunn, Dießen und St. Ottilien vorgesehen.

Kleines Sommerfestival

Eine der mutigsten und vielseitigsten Konzertserien in der Region: Schuberts Winterreise, klassische Kammermusik, "Pianistenclub", drei Jazzabende und Experimentelles mit Johannes X. Schachtner stehen heuer in der Gautinger Remise auf dem Programm. Am Mittwoch haben die Organisatoren die 14 Veranstaltungen des Kleinen Sommerfestivals auf die Zeit vom 26. Juni bis 18. Juli verschoben.

© SZ vom 30.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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