Krippensammlung:Auf Herbergssuche

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Ausstellungspläne für die mehr als 1000 Exponate von Berghofer-Weichner sind bisher gescheitert

Von Blanche Mamer, Tutzing/Waldsassen

Über mehrere Jahre war sie die Attraktion auf dem Stockdorfer Christkindlmarkt: Eine Krippe aus der Sammlung der ehemaligen bayerischen Justizministerin Mathilde Berghofer-Weichner. Die CSU-Politikerin hat mit großer Leidenschaft überall in der Welt Krippen, Kreuze und christliche Volkskunst gesammelt, die sie in ihrem Häuschen und im Garten im Gautinger Ortsteil Stockdorf aufgestellt oder im Keller verstaut hatte. Sie wollte die mehr als tausend Exponate aber nicht nur versteckt und verpackt verwahren, sondern der Öffentlichkeit präsentieren. Immer wieder hat sie Krippen als Leihgaben verliehen und auch nun, zehn Jahre nach ihrem Tod, sind einige ausgestellt, beispielsweise in Karlsbad in Tschechien und auf dem Marktplatz in Waldsassen.

"Wenn die Stockdorfer Organisatoren des Christkindlmarkts mal wieder eine Krippe zeigen wollen, sollen sie sich bei mir melden. Ich werde mich darum kümmern", sagt Professorin Ursula Männle aus Tutzing, die die Krippensammlung verwaltet. Diese befindet sich, sicher verpackt, in mehr als 160 Kisten auf dem Speicher des Klosters Waldsassen in der Oberpfalz. Berghofer-Weichner selbst hatte sich, schon von der Krankheit gezeichnet, die Zisterzienserinnen-Abtei als Museumsort ausgesucht. Nun bestehe die Chance, in einem sehr schönen, denkmalgeschützten Gebäude auf dem Klostergelände, eingebettet in den historischen Garten, ein modernes Ausstellungskonzept zu realisieren, sagt Männle. Selbst die Finanzierung scheint gesichert. Der Bürgermeister habe großes Interesse und bemühe sich um Fördermittel vom Bezirk und von der Europäischen Union.

Noch zu Lebzeiten hatte sich die einstige Ministerin um die Archivierung ihrer Sammlung bemüht, hatte den Auftrag gegeben, alle Exponate zu fotografieren und zu dokumentieren - es sind genau 1421 - und hatte sich nach einem möglichen Ausstellungsort umgeschaut. Zunächst war ein Museum im 1999 wieder gegründeten Zisterzienserinnen-Kloster Helfta in Sachsen-Anhalt im Gespräch. Ein früherer Schafstall sollte umgebaut werden, doch das Projekt scheiterte 2005 an ungeklärten Besitzverhältnissen. Ihre Freundin habe viele staatlichen Gebäude besucht, die durch Behördenverlagerungen in Bayern verfügbar waren, erzählt die frühere Tutzinger Landtagsabgeordnete, die auch Ministerin für Bundesangelegenheiten war und jetzt Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung ist. Mehrere Ideen, beispielsweise Klosterräume an der schwäbischen Barockstraße hätten sich zerschlagen. Die Begegnung mit Äbtissin Laetitia von Kloster Waldsassen habe die Wende gebracht. "Die Zisterzienserinnen-Abtei an der Grenze zu Tschechien liegt an einem alten Pilgerweg. Dieser soll wiederbelebt werden, eine Ausstellung christlicher Volkskunst würde gut passen", so Männle. Doch das braucht alles Zeit. Viel Zeit. Sieben verschiedene Planungen hat es schon gegeben. Es geht jetzt nicht mehr um die ehemalige Brauerei mit dem denkmalgeschütztem Tonnengewölbe in der Abtei, die die passionierte Sammlerin noch selbst ausgewählt hatte. Jetzt wird das frühere Schulhaus im Jugendstil favorisiert. Männle: "Wir sind ständig im Gespräch, jede Planung muss mit dem Denkmalamt abgestimmt werden. Ich bin jetzt seit zehn Jahren damit befasst. Im nächsten Monat werde ich 75 und hoffe, dass die Einweihung noch vor meinem 80. Geburtstag klappt."

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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