Krailling:Schlechte Aussichten für Verkehrssünder

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Blitzer musste man in Krailling bisher kaum fürchten. Nun erwägt der Gemeinderat Radarkontrollen durch den Zweckverband Oberland, der einen kostenlosen Testlauf anbietet.

Christiane Bracht

Für Verkehrssünder ist Krailling noch ein angenehmes Fleckchen Erde: Während anderswo die Uniformierten der Kommunalen Verkehrsüberwachung Oberland mit Block und Stift eifrig Kennzeichen notieren, um später Bußgelder einzutreiben, haben Raser beispielsweise in der Würmtalgemeinde große Chancen, unbehelligt durch die Straßen zu jagen. Denn Krailling ist in der Landkarte des Zweckverbands ein weißer Klecks - übrigens weit und breit der einzige. Gilching, Planegg und Neuried sind vor kurzem dem Verband beigetreten. Gräfelfing, Gauting und Starnberg gehören ihm schon länger an.

Radarkontrollen - bald auch in Krailing? Der Gemeinderat erwägt einen Testlauf mit dem Zweckverband Oberbayern. (Foto: dpa)

Doch jetzt überlegt der Gemeinderat, ob er nicht auch die Verkehrsüberwacher beauftragen soll, um die Sicherheit auf den Straßen zu verbessern. Denn neuralgische Punkte gibt es auch in Krailling - und zwar schon lange. Bürgermeisterin Christine Borst und auch ihr Vorgänger haben die Polizei bereits mehrfach um verschärfte Kontrollen gebeten, sei es auf der Pentenrieder Straße oder in Frohnloh. Doch die Beamten mussten oft zugeben, dass sie erstens nicht genug Personal haben und zweitens an entscheidenden Stellen nicht messen können, weil ihre Geräte nicht dafür ausgelegt sind. "Unsere Geräte sind besser", versprach Michael Braun, der Geschäftsführer des Zweckverbands Kommunale Verkehrsüberwachung Oberland, am Dienstag im Gemeinderat. Acht Überwachungsfahrzeuge, ausgestattet mit modernster digitaler Technik, seien im Einsatz, sowie 50Mitarbeiter, alle geschult und zertifiziert, warb er.

"Ob Sie das brauchen, ist aber eine politische Frage", sagte Braun. 63 Gemeinden in den Landkreisen Landsberg, Starnberg, Weilheim, Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und dem südlichen Landkreis München haben diese Frage mit Ja beantwortet. Karin Wolf (UWK) plädierte für eine Mitgliedschaft auf Probe für zwei Jahre. Eleonore Zwißler (CSU) lehnt es dagegen völlig ab, die Verkehrsüberwachung im Ort zu verschärfen: "Wir sind keine Gemeinde am See und haben keinen Bahnhof, wir sind ein Dorf", sagte sie.

Die meisten Strafzettel müssten demnach nicht Fremde zahlen, sondern die eigenen Bürger. Bei einer Geschwindigkeitsmessung des Landratsamts Starnberg auf der Pentenrieder Straße Anfang des Jahres fuhren etwa 80Prozent der Autofahrer deutlich schneller als Tempo 30. Martin Hoffmann (SPD) verspricht sich deshalb von einer Mitgliedschaft, dass auf Dauer weniger gegen das Limit verstoßen werde, wenn man dafür zur Kasse gebeten wird. Allerdings steht das Tempolimit dort ohnehin auf dem Prüfstand. Das Landratsamt monierte bereits, dass Tempo 30 an der stangerlgeraden Durchfahrtsstraße eine "trügerische Sicherheit" suggeriere.

Braun bot der Gemeinde an, kostenlos zu testen, ob sich eine Mitgliedschaft im Zweckverband finanziell lohnen würde. Für den fließenden Verkehr verlangt er 95 Euro pro Stunde für Mitglieder.

© SZ vom 01.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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