Kontra Mühlrad::Rekonstruktion eines Relikts

Rosig ist die finanzielle Lage der Gemeinde nicht. So ist es kein Muss, ein neues Mühlrad bauen zu lassen

Von Michael Berzl

Zigtausende Euro an Reparaturkosten sind in das Gautinger Mühlrad geflossen. Gebracht hat der Aufwand nichts, ausgewiesene Experten haben sich vergeblich bemüht. Da dreht sich schon lange nichts mehr, die Konstruktion ist kaputt - und zwar irreparabel. Um noch größeren Schaden zu verhindern, wurde die Welle aus dem Lager gehoben und aufgebockt. Damit erweisen sich die bisherigen Ausgaben zum größten Teil als vergeudet, anders ausgedrückt: als Geldverschwendung.

Jetzt will die Gemeinde noch mehr Steuermittel investieren. Das kleine Industriedenkmal hat für die Gautinger einen hohen ideellen Wert, schließlich ist ein stilisiertes Mühlrad im Gemeindewappen abgebildet. An Planungskosten sind heuer 15 000 Euro veranschlagt, 100 000 Euro im nächsten Jahr. Nicht für eine Reparatur, sondern für einen Neubau. Gauting erwägt tatsächlich, diese Summen in die Rekonstruktion eines Relikts zu stecken. Aufgehübscht wird das Ganze mit einem Aufruf zum Spenden und der Idee, an der Würm Strom zu produzieren. Das ist vor allem Deko mit symbolischem Charakter.

Gautings Kämmerer hat seine liebe Mühe gehabt, einen genehmigungsfähigen Haushalt zusammenzubringen. Rosig ist die finanzielle Lage der Gemeinde nicht. Und in dieser Lage ist es kein Muss, ein neues Mühlrad bauen zu lassen, das wie ein altes aussieht und sich im Wasser dreht. Diese Sentimentalität ist ein "nice to have". Nett, wenn man es sich leisten kann.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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