Kommentar zur Wohnbaupolitik:Rechtzeitig gegensteuern

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In Starnberg wird am Bedarf vorbei gebaut. Es fehlen keine Villen, sondern Ein- und Zweizimmer-Wohnungen

Von Otto Fritscher

Dass die Bautätigkeit im Landkreis nicht so rege war, um den eigentlichen Bedarf zu decken, das verwundert nicht. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen: kaum geeignetes Bauland, irrsinnige Grundstückspreise, Kommunalpolitiker, die bremsen und keinen Zuzug wollen, die um 11,8 Prozent gestiegenen Baukosten und das oftmals langwierige Gewese bei der Baugenehmigung. So sind in München 458 Schritte nötig, sagen Immobilienexperten, um eine Genehmigung zu erhalten. In anderen Städten wären es dagegen nur 110. Für den Landkreis Starnberg liegen keine Zahlen vor.

Wie auch immer: Vor allem die Gemeinden, bei denen die Planungshoheit liegt, müssen rechtzeitig gegensteuern, um nicht zu sagen: umsteuern, damit die Wohnungsnot nicht schier unerträglich wird. Das heißt konkret: Innerorts die Geschossflächenzahlen erhöhen, auch mal Baugebiete ausweisen, die im Landschaftsschutz liegen, und vor allem Geschosswohnungsbau und sozialen Wohnungsbau fördern. Der Landkreis selbst hat weniger Möglichkeiten; er kann die Kommunen bei der Bauleitplanung beraten. Und man könnte überlegen, ob man über das Sobon-Konzept (Sozialgerechte Bodennutzung) wie die Städte München und Erding versucht, den Grundstückseigentümern die Folgekosten aufzubürden und mit städtebaulichen Rahmenverträgen etwa einen Teil der zu bauenden Wohnungen an Einkommensschwächere vergibt.

Eines verwundert allerdings an der Studie. "Eine Untersuchung im Zusammenhang mit der Nachnutzung des Konversionsareals der Fernmeldeschule in Feldafing" - so lautet deren Untertitel. Man hätte sich deshalb gewünscht, dass die Autoren - immerhin Stadtplaner und Immobilienexperten - sich trauen, Aussagen zur Zahl der Wohnungen auf dem 31 Hektar großen Kasernenareal zu machen. Sicher: Die Planungshoheit hat die Gemeinde Feldafing, und der Gemeinderat ist noch in der Findungsphase, was die Kasernenkonversion betrifft. Klar ist nur, dass Feldafing in den kommenden Jahrzehnten wachsen wird - fragt sich nur, um wie viele Einwohner und wo diese dann wohnen sollen.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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