Kommentar zur Energiewende:Der Wind dreht sich

Seit dem Klimaschutz-Beschluss 2005 hat sich nicht viel getan. Nun müssen Landkreis und Gemeinden Ergebnisse liefern

Von David Costanzo

Der Spruch des Starnberger CSU-Stadtrats Rudolf Zirngibl war provokant gemeint. Bei seinem Plädoyer für die Energiewende und besonders für Windräder fragte er im Umweltausschuss sinngemäß: Wie kann es sein, dass wir da nicht weiter sind? Wir haben doch so viele Grünen-Wähler? Abgesehen davon, dass es neu ist, dass Lokalpolitiker nicht auf die eigene Klientel bei Entscheidungen schielen, sondern auf die Wähler der Konkurrenz bauen, spricht er damit zwei Wahrheiten aus - eine bittere und eine hoffnungsvolle.

Die bittere lautet: 15 Jahre sind seit dem Klimaschutz-Beschluss vergangen, ohne dass die Energiewende im Landkreis nennenswert vorangekommen wäre. Selbst die 15 Prozent Ökostrom-Quote aus dem jüngsten Energiebericht beinhaltet viel Augenwischerei. Denn ohne die gerade einmal vier Berger Windräder würde der Wert immer noch bei zehn Prozent stagnieren. Auch wenn die Rotoren keine Allheilmittel sind - ohne sie geht es nicht. Erst recht nicht, wenn man die Landschaft nicht hektarweise mit Solarzellen zupflastern will. Geothermie kann den Mix sinnvoll abrunden, auch wenn sie wie im Unterbrunner Holz geplant nur zum Heizen dient.

Die hoffnungsvolle Wahrheit lautet: Nie war die Gelegenheit für den Ausbau günstiger. Denn der Wind dreht sich. Das Interesse für Umweltthemen in Starnberg und Umgebung und die Akzeptanz für die Rotoren sind so groß wie nie. Das haben der Wahlkampf eines auch ökologisch denkenden CSU-Landrats und die Resultate der Grünen gezeigt. Nun müssen Landkreis und Gemeinden Ergebnisse liefern, wenn der Beschluss noch etwas wert sein soll. Es wird Zeit.

© SZ vom 18.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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