Kommentar zum Wohnungsbau:Unangenehme Entscheidungen

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Künftig werden Grundstücke aus dem Landschaftsschutz herausgenommen werden müssen, um neues Bauland auszuweisen

Von Otto Fritscher

Das Problem ist nicht neu, aber es wird sich in den kommenden Jahren mit Sicherheit weiter verschärfen: Im Landkreis Starnberg fehlt Wohnraum, und zwar nicht nur die beliebten Ein- und Zweifamilienhäuser, sondern vor allem Ein- und Zweizimmer-Wohnungen. Wohnraum also, der allein schon wegen des nicht gerade üppigen Platzangebots noch halbwegs bezahlbar sein sollte, für die jungen Polizisten, die hier für Sicherheit sorgen, für die Kindergärtnerinnen, und für das Pflegepersonal, das überall gesucht wird.

Doch der Markt allein wird es mit seiner Maxime von Angebot und Nachfragte nicht richten, er konnte es in den vergangenen Jahrzehnten ja auch nicht, sonst gäbe es hier kein Wohnungsproblem. Es bedarf also der steuernden und ordnenden Hand der Politik. Zwar dürfte es wohl kaum einen Politiker oder eine Partei geben, die nicht für mehr Wohnraum in ihren Reden und Programmen plädieren - doch dabei bleibt es dann oft auch. Der Grund ist nachvollziehbar: Denn es führt kein Weg an der Ausweisung neuer Baugebiete am Rande vieler Kommunen vorbei - und dafür muss dann die vorgesehene Fläche in vielen Fällen aus dem Landschaftsschutz herausgenommen werden. Das wird flammende Proteste von Bestandsbewahrern hervorrufen. Und das mag für die Freunde von Fledermäusen, Bibern oder Bienen ein Graus sein - doch um es klar sagen: Der Mensch und seine vernünftige Unterbringung müssen Vorrang haben. Und dann ist da noch eine zweite Konsequenz: die Verdichtung bestehender Ortschaften, und zwar mit mehrgeschossigem, möglichst sozialem Wohnungsbau. Der nicht nur anerkannten Asylbewerbern, sondern vor allem auch Einheimischen und "Zugroasten" angeboten werden muss.

Das Landkreis darf und muss sich verändern. So wie er es schon in den vergangenen 50 oder 100 Jahren getan hat. Auf Postkarten mag die Gegend hier immer noch als Idylle erscheinen - doch in erster Linie ist sie immer noch Landstrich, in dem die Menschen auch künftig gerne leben wollen. Das erfordert von den Politikern unangenehme Entscheidungen, und bedingt weiterhin den Mut, den viele Politiker und im öffentlichen Raum Agierende schon in der Frage der Flüchtlingsunterkünfte bewiesen haben.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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