Kommentar:Wohnraum ist kein Luxus

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Die Gemeinden müssen Abschied nehmen, nur kleine, höchstens zweistöckige Häuser zu bauen

Von Otto Fritscher

Wohnraum ist kein Luxusgut, sondern gehört zu den Grundbedürfnissen wie Arbeit und Gesundheitsvorsorge. Aufgaben, die also der Staat, in diesem Fall der Landkreis und die Gemeinden, nicht einfach vernachlässigen dürfen. Gerade im teuren Landkreis Starnberg nicht, wo es bekanntlich die meisten Millionäre, das höchste verfügbare Haushaltseinkommen bundesweit und besonders viele Cabrios wie Geländewagen gibt. Das sind Luxusobjekte oder Spielereien auf vier Rädern, die sich leisten mag, wer kann und will. Erschwinglicher Wohnraum, den sich auch Normalverdiener leisten können müssen, darf hingegen nicht dem Spiel der freien Kräfte auf dem Markt, also dem viel zitierten Gleichklang von Angebot und Nachfrage, überlassen werden. Es gehört zur kommunalen Daseinsvorsorge, nicht nur Bauland auszuweisen, auf denen dann Bauträger für Ortsfremde teure Wohnungen bauen. Die Kommunen dürfen die viel zitierten "kleinen Leute" nicht vergessen.

Die Stadt München macht es vor: Im Osten, jenseits von Daglfing, plant sie ein Neubaugebiet für mehr als 30 000 Menschen, die nicht alle in hübschen Häuschen, sondern in Geschosswohnungen leben werden. Auch die Stadt- und Gemeinderäte im Landkreis werden Abschied nehmen müssen von der Vorstellung, dass mehrgeschossige Häuser nicht in ihre Kommunen passen und Teufelszeug sind. Es müssen ja nicht gleich Hochhäuser sein, aber Wohnblöcke mit kleineren Einheiten werden besonders stark nachgefragt. Sie müssen gebaut und von den Zweckverbänden gefördert werden, denn anders ist der Wohnungsnot nicht beizukommen. Denn Bauerwartungsland zu günstigen Preise zu bekommen, das ist nicht mehr oft möglich. Der Druck auf den Wohnungsmarkt wird zudem noch weiter steigen, wenn immer mehr anerkannte Asylbewerber untergebracht werden müssen. Natürlich ist der Siedlungsdruck im Landkreis besonders groß. Deshalb muss die öffentliche Hand auch besonders große Anstrengungen unternehmen.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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