Kommentar:Weniger Filialen, gleicher Service

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Die Bankenlandschaft im Fünfseenland verändert sich - es bleibt zu hoffen, dass das Wort "Kundennähe" nicht zur Worthülse verkommt

Von Otto Fritscher

Die Bankenlandschaft im Landkreis Starnberg ist im Wandel. Die Geldinstitute stehen im Zeitalter des Niedrigzinses allesamt unter Kostendruck, und an allen Stellschrauben - vom Personal bis zum Filialnetz - wird gedreht, um Kosten zu sparen. Nach der Kreissparkasse dampft nun auch die VR-Bank die Zahl ihrer Geschäftsstellen ein. Der Grund ist nachvollziehbar: In kleinen Bankfilialen mit kleinem Kundenstamm haben die Angestellten oft einfach zu viel Leerlauf, weil niemand kommt. Dennoch, und das ist den Bankern bewusst, dürfen sie den Begriff "Kundennähe" nicht zur Worthülse verkommen lassen. Gute telefonische Erreichbarkeit ohne minutenlanges Musikgedudel in der Warteschleife, kompetente Mitarbeiter am Servicetelefon und flexibles Reagieren auf Kundenwünsche sind dafür die Voraussetzungen. Die meisten Bankgeschäfte aber erledigen die Kunden heutzutage ohnehin selbst via Internet oder per Handy-App.

Fragt sich nur, wie man als Bank seinen Kunden die Verkleinerung des Filialnetzes verkauft. Die VR-Bank versucht es mit dem schönen Schlagwort "Omnikanalstrategie", was irgendwie nach Omnibus oder Omnipräsenz klingt - was im Falle des geschrumpften Geschäftsstellennetzes aber die falsche Assoziation wäre. Die Bank meint verschiedene Zugangswege wie Telefon, Internet, Handy oder eben den persönlichen Besuch.

Vorstandschef Peter Geuß stellt sich das so vor: Der potenzielle oder der Bestandskunde will eine neue Kreditkarte. Im Internet informiert er sich über Kosten und Leistungen, ruft dann beim Kundenservice an, um seinen Dispo zu vereinbaren. Wenn die Karte fertig ist, holt er sie in der Filiale ab. Der Kunde nutzt also Computer oder Handy, Telefon und seine Füße als Zugangskanal. Was nun wirklich nicht neu ist, weil diese Möglichkeiten auch schon seit fünf Jahren oder länger von den meisten Banken angeboten werden. Aber: Auf die Verpackung kommt es an. Ist ja bald Weihnachten.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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