Kommentar:Vorschnelles Votum

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Vielleicht hätte es auch andere Lösungen für das Inninger Verkehrsproblem gegeben als einen erneuten Bürgerentscheid

Von Astrid Becker

Es ist kein einfaches Votum, das die Inninger am 31. Januar abgeben müssen. Denn genau genommen entscheiden sie über Pest oder Cholera - und das dürfte Gegnern und Befürwortern der Umfahrung gleichermaßen bewusst sein. Eines ist beiden Seiten klar: Inning hat ein Verkehrsproblem. Nur, wie dies zu lösen ist, daran scheiden sich die Geister.

Dem Verein "Pro Inning" gilt die Umgehung als einzige Möglichkeit, den Ort und dessen Bewohner zu schützen. Sie klagen nicht zu Unrecht über das ständig wachsende Verkehrsaufkommen im Zentrum und die damit auch gestiegene Unfallgefahr, von Lärm- und Feinstaubbelastungen ganz zu schweigen. Läge der Ort günstiger, wäre wohl auch nie ein Streit über dieses Thema entbrannt. Denn es ist die Trasse, genauer ihre Lage, die die Gemüter erhitzt. Und auch hier kann nicht widersprochen werden, führt sie doch mitten durch eine der schönsten Ecken des Hauptortes und trennt diese vom See ab. Ob eine Umgehung das Inninger Problem wirklich löst und nicht noch mehr Verkehr anlockt, ist nicht eindeutig zu beantworten.

Eines ist hingegen sicher: Ist die Straße fertiggestellt, gibt es kein Zurück mehr - selbst wenn künftige Generationen anders darüber denken mögen. Vor diesem Hintergrund ist es schade, dass mit dem Entscheid nicht gewartet wurde, bis abschließende Ergebnisse aus Verkehrs- und Lärmschutzgutachten vorliegen. Auf deren Basis hätte womöglich doch noch eine Lösung für die Ortsdurchfahrt gefunden werden können - und wenn es sein muss auf höherer politischer Ebene. Auf diese Möglichkeit hatten die von der Gemeinde beauftragten Gutachter in Ratssitzungen hingewiesen. Dies ist jetzt auf Eis gelegt. Nun kann der Bürger nur für eines votieren: für die Gegenwart, nicht aber für die Zukunft. Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist das aber keine gute Idee.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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