Kommentar:Vorbildlich und fürsorglich

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Die Asylpolitik im Landkreis muss sich keine Versäumnisse vorwerfen lassen - im Gegenteil

Von Otto Fritscher

Es ist eine vorausschauende Politik, die das Fünfseenland in Bezug auf die Asylbewerber betreibt. Und das ist nicht überall im Lande so. Der Landkreis Starberg hat schon zwei Mal die Inninger Turnhalle als "Notaufnahmeeinrichtung" zur Verfügung gestellt, während sich andere Landkreise im Freistaat bislang noch davor gedrückt haben. Und die Verwaltung mit Landrat Karl Roth wartet nicht ab, bis irgendwann wieder nachts Flüchtlinge vor der Tür stehen, sondern die Planung für die Unterkünfte wird so vorausschauend betrieben, wie dies angesichts unsicherer Prognosen überhaupt möglich ist. Da werden Grundstücke für weitere Container-Siedlungen gesucht, und auch daran gedacht, dass ja die Familien anerkannter Flüchtlinge irgendwann nachkommen werden. Die Aufgabe heißt, günstigen Wohnraum zu schaffen.

Das allein ist schon nicht leicht, aber mindestens genauso schwierig ist es, die Ängste und Sorgen vieler Bürger nicht einfach abzutun, sondern ernst zu nehmen. Das tut nicht nur Roth, der bei praktisch jeder Infoveranstaltung im Landkreis dabei ist, das machen auch die Kreisräte, indem sie etwa das Geld für die Sicherheitsdienste in den "Containeranlagen und Feldlagern" übernehmen, wie die Flüchtlingsquartiere im Behördenjargon heißen. Sonst müssten die Gemeinden dafür aufkommen. Es ist auch vorausschauend und fürsorglich, nicht erst dann Sicherheitsleute einzustellen, wenn etwas passiert ist, sondern schon im Vorfeld Präsenz zu zeigen und bei Bedarf zu schlichten und zu deeskalieren.

Das alles erfordert nicht nur Fingerspitzengefühl, Planung und Umsicht, sondern Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge kosten auch viel Geld. Pro Jahr mehr als zehn Millionen Euro, die der Landkreis erst mal vorschießt, bevor er sie vom Freistaat zurückbekommt. Und das erst irgendwann, und voraussichtlich nicht mal in voller Höhe.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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