Kommentar:Viel Geld für ein Trugbild

Die Sicherheit auf dem Dießener Töpfermarkt soll erhöht werden. Doch der Charme der Veranstaltung darf dabei nicht verloren gehen

Von Armin Greune

Es ist verständlich, wenn sich Verantwortliche in Dießen Gedanken darüber machen, wie die Sicherheit für die Besucher auf dem Töpfermarkt verbessert werden kann. Seit der Love Parade in Duisburg ist bei Veranstaltern und Behörden die Risiko-Sensibilität erwacht. Wenn bei Groß-Events grob fahrlässiges Handeln vorliegt und Personen Schaden erleiden, sind strafrechtliche Folgen durchaus angebracht.

Im Fall des Töpfermarkts ist dieses Risiko allerdings überschaubar: Engpässe treten trotz dichter Besucherströme nur auf kleinem Raum wie der "Rialtobrücke" oder dem Dampfersteg auf. Kritischer scheint die Gefahr vor Terroranschlägen oder Amokläufern, wie 2016 am Berliner Weihnachtsmarkt oder im Münchner Einkaufszentrum. Doch ob sich derartige Risiken in Dießen oder anderswo ausschließen lassen, ist mehr als fraglich. Sicher hingegen werden mit vorbeugenden Sicherheitsmaßnahmen bürgerliche Freiheiten eingeschränkt oder das Gefühl verstärkt, in einem Überwachungsstaat zu leben. Im Fall von ideologisch motivierten Attentaten ist damit ein Ziel der Täter bereits erreicht: Unsicherheit und Angst in einer offenen, liberalen Gesellschaft zu verbreiten.

Erst mal ein - reichlich kostspieliges - Sicherheitskonzept zum Töpfermarkt in Auftrag zu geben, ist zu kurz gedacht. Man sollte sich auch fragen, welche Maßnahmen dort denn überhaupt zur Gefahrenabwehr ergriffen werden können. Würde das Areal wie auf der Wiesn eingezäunt, wäre der Charme der Veranstaltung dahin und das Risiko von Gedränge und Panik steigt. Dazu kommt, dass Bahnen und Schiffe direkt am Markt halten: Taschenkontrollen bei den dann schlagartig anbrandenden Besuchermassen ließen sich wohl kaum bewältigen. Und um gegen Bombenanschläge vorzugehen, müssten die Seeanlagen schon lange vor den Markttagen abgeriegelt werden.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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