Kommentar:Verpatzter Start

Lesezeit: 1 min

Der geplante Gautinger Gewerbegebiet hat den Nachbarn Gilching verärgert. Bürgermeisterin Kössinger tut gut daran, in einem Gespräch die Wogen zu glätten

Von Michael Berzl

Die gute Urlaubslaune dürfte dem Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter (SPD) erstmals vergangen sein, als er in der Online-Ausgabe der SZ gelesen hat, was seine Gautinger Kollegin Brigitte Kössinger (CSU) direkt an der Gemeindegrenze plant. Dass sie ein bereits ausgewiesenes Gewerbegebiet erweitern will, wusste er, über die jetzt geplanten Ausmaße ist er aber dann doch erschrocken. Fast 80 Hektar, das ist ein Vielfaches des Gilchinger Gewerbegebiets an der Lindauer Autobahn.

Die Lage direkt an der Autobahnauffahrt ist ideal. Besonders ideal für Gauting, denn dort wird von der Standortentwicklung, sechs Kilometer vom Ortszentrum entfernt, nichts zu bemerken sein; nur dass dereinst Gewerbesteuer in die kommunale Kasse fließen soll. Nach Neugilching hinüber ist es gerade ein Kilometer, aber dorthin fließt kein Euro, sondern höchstens etwas mehr Verkehr.

Lasten und Vorteile durch neue Betriebe sind ungleich verteilt, das Verhältnis zwischen den beiden Gemeinden etwas angespannt. Hier hat jemand die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Um überhaupt an ihr Ziel kommen zu können, muss Bürgermeisterin Kössinger nun Fehler beim verpatzten Start korrigieren. Sie hat mit Geschäftspartnern und Planern verhandelt und währenddessen die Politiker jenseits der Gemeindegrenze im Ungewissen gelassen. Sie fühlen sich nun vor den Kopf gestoßen. Kössinger steht ein Canossa-Gang ins Gilchinger Rathaus bevor; sie muss versuchen, die Wogen zu glätten, denn in den weiteren Verfahrensschritten ist sie auf das Wohlwollen der Nachbarn angewiesen. In diversen Anhörungsverfahren ist ihre Meinung gefragt. Ablehnende Stellungnahmen werden den Gang der Dinge nicht gerade beschleunigen.

Im Moment sieht es so aus, als ob die Gautinger ihre Pläne etwas abspecken müssen, wenn sie ihr Gewerbegebiet überhaupt verwirklichen wollen. Die zeitlichen Vorstellungen Kössingers mit einem Baubeginn vielleicht schon in zwei Jahren dürften zu optimistisch sein.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: