Kommentar:Veränderungen inbegriffen

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Nach langem Stillstand ist Gauting im Begriff, Neubauten auf wichtigen Grundstücken zu errichten. Nicht alle sind davon begeistert. Wie immer

Von Michael Berzl

Stattlich und behaglich steht es mitten in Gauting, das alte Elektrizitätswerk. Ein ansehnliches Gebäude mit hübschen Sprossenfenstern und grünen Fensterläden, mit Schleppgauben im gemütlichen Ziegeldach, einer Laterne über dem Vordach und Spalierbäumen vor der Fassade. So eine Architektur gefällt dem Heimatpfleger. So etwas könnte es öfter geben. Gibt es aber nicht. Gauting verändert sich, nach jahrelangem Gezerre um das Baurecht nun auch auf dem Grill-Grundstück.

Und nicht nur dort. Während intensiv über das Baurecht auf diesem zentral gelegenen Platz debattiert wurde, hat sich rundherum im Ort der Wandel schon ohne so laute Begleitmusik vollzogen. Rote Ziegel verschwinden, Tonnen-, Laternen- und Flachdächer dominieren die Silhouette. Das alte Haus zum Beispiel, in dem sich die Pizzeria Piedigrotta befunden hatte, ein charmanter Verhau mit viel Holz, ist schon lange abgebrochen; mehrstöckige Häuser entstehen dort und sind im Rohbau fertig. Massig und dicht wirkt das. Noch dichter stehen die Häuser auf dem Grundstück des Steinmetzes Thaler gegenüber des Friedhofs beieinander. Erst in dieser Woche ist der Drogerie-Markt Rossmann in einen Neubau an der Starnberger Straße umgezogen. Auch auf diesem Dach glänzt graues Blech. Und das geht so weiter. Architektur in diesem Stil ist zu erwarten, wenn das Schulgrundstück an der Bahnhofstraße bebaut wird. Und man wird noch staunen, wie das Gebäude neben dem künftigen Kino wirkt. Was die Ästhetik betrifft, kann der künftige Grill-Neubau mit diesen Werken wahrscheinlich mithalten. Sogar mit der von der Planerin der Gemeinde vorgeschriebenen "Stadtloggia", ein Erker-Klotz auf Stelzen, der schon jetzt als "Nase" verspottet wird.

Das wäre schon hübsch gewesen, so etwas wie das E-Werk hingestellt zu bekommen. Doch das stand nie zur Debatte. Was dort entstehen wird, ist ein Wohn- und Geschäftshaus, das auch aussieht wie ein Wohn- und Geschäftshaus. Auf die Größe allein kommt es dabei nicht an. Grüne, SPD und Bürgerforum hätten wohl lieber ein Klötzchen statt eines Klotzes gehabt, ein zweites altes E-Werk mit Fensterläden wäre das dann immer noch nicht.

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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