Kommentar:Unnötiger Prozess

Ein peinlicher Auftritt in einer Verhandlung, die die Stadt viel Geld kostet

Von David Costanzo

Das wichtigste Thema in Starnberg ist nicht der Tunnel, auch wenn man es dieser Tage und nach Stau, Streit und kommendem Spatenstich meinen könnte. Die größte Frage ist die nach der Seeanbindung: Dabei geht es nicht nur ums Geld der Stadt, angeblich um dreistellige Millionensummen, welche die Stadt ruinieren können, sondern um noch mehr. Wie richtet sich Starnberg am Ufer ein? Abgeschnitten hinter Gleisen? Oder mit Blick auf die Wellen und den Knöcheln im Wasser? Es geht nicht nur ums Gesicht, es geht um die Identität, die Seele Starnbergs. Und wann wird endlich der Bahnhof am See saniert? Umso gravierender erscheinen die Fehler der Bürgermeisterin und ihrer Verwaltung, die vor Gericht offenbar wurden.

Der Stadtrat beschließt ein Gutachten über die Verträge mit der Bahn, das erst neun Monate später beauftragt wird. Die Mitglieder des höchsten Gremiums der Stadt wollen darin blättern und werden geschurigelt wie Schulkinder. Wie sollen sie da Entscheidungen dieser Tragweite treffen? Und im Prozess drängt die Stadt die um Frieden bemühte Richterin so lange, bis sie diese Kritik auch allen Zuhörern mitteilt. Peinlich.

Dass die Bürgermeisterin erst im Prozess damit kommt, dass die Stadträte jederzeit im Gutachten hätten blättern können, macht die Sache nicht besser. Hätte sie das ihrem Anwalt früher mitgeteilt, hätte er nicht so blamiert dagestanden. Womöglich wäre es dann gar nicht zum Prozess gekommen - und die Stadt hätte sich ein Sümmchen gespart.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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