Kommentar:Überraschend einig

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Der SPD-Bundestagskandidat Christian Winklmeier ist ein guter Redner. Jetzt muss er nur noch zuhören können

Von Christine Setzwein

Ist das wirklich eine Versammlung der SPD? Sind das tatsächlich die Genossen, wie man sie kennt? Aufmüpfig, maulend, ewig unzufrieden, stundenlang diskutierend und sich mit Vorliebe selbst zerfleischend? Es kann kein Irrtum sein, wie die roten SPD-Fähnchen auf den Tischen im "Augustiner am Wörthsee" zeigen. Es ist wirklich die SPD, die dort überraschend zügig, überraschend einig und überraschend positiv einen Kandidaten für die Bundestagswahl 2017 kürt.

Dabei wäre es den Delegierten aus den Landkreisen Starnberg, Landsberg und aus der Stadt Germering angesichts der schlechten Umfragewerte für die Sozialdemokraten gar nicht zu verübeln, wenn sie lange Gesichter zögen. Aber an diesem Abend ist etwas anderes zu spüren. Aufbruchstimmung, Spaß an der Politik, Lust auf den Wahlkampf - und Stolz auf die Sozialdemokratie. Alle eingeladenen Delegierten kamen nach Wörthsee, trotz der Hitze und trotz des Champions-League-Spiels mit dem FC Bayern. Das hat sie gut hinbekommen, die SPD-Führungsriege aus Starnberg, Landsberg und Germering. Immerhin galt es, 23 Ortsvereine, die bisher nichts miteinander zu tun hatten, auf einen Nenner zu bringen. Der heißt Christian Winklmeier, ist 25 Jahre alt und erst seit 2009 in der Partei. Kein Verlegenheitskandidat, sondern ein junger Mann, der genau weiß, was er will. Und wen er in seinem Team haben möchte. So stand der Vorstand des neuen Bundeswahlkreises schon vor der Wahl fest und wurde am Dienstag ohne Diskussion abgesegnet. Auch etwas, was man sonst nur von einer anderen Partei gewöhnt ist.

Christian Winklmeier ist eloquent, unverbraucht und vor allem ein Teamplayer. Und - für die SPD überlebenswichtig - er zieht junge Leute nach. Der Vize im Vorstand des Bundeswahlkreises ist gerade mal 27 Jahre alt. Eine halbe Stunde ohne Karteikärtchen oder Redemanuskript frei zu sprechen, trauen sich nicht viele Kandidaten zu. Winklmeier kann es. Wenn er nun auch noch zuhören kann und die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten ernst nimmt, könnte die SPD im Fünfseenland in einem Jahr bei der Bundestagswahl doch ein respektables Ergebnis einfahren.

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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