Kommentar:Tropfen auf den heißen Stein

Gegen die Preisexplosion auf dem Immobilienmarkt ist nur wenig auszurichten

In Washington fällt IWF-Chefin Christine Lagarde wichtige Entscheidungen über die globale Geldpolitik, in Frankfurt steigt und fällt der Aktienindex Dax, die Stadt München boomt, und Gautinger Kindergärten suchen vergeblich nach Erzieherinnen. Und eines hängt mit dem anderen zusammen.

Was auf dem Immobilienmarkt im Landkreis Starnberg gerade passiert, ist eine Folge von Entwicklungen weltweit, bundesweit und in der nahe gelegenen Landeshauptstadt, die immer weiterexpandiert. Wegen niedriger Zinsen und fehlenden Vertrauens in die Aktienmärkte suchen Anleger Alternativen, und so explodieren die Preise für Wohnungen und Grund. Beim Gutachterausschuss in Starnberg kann man nur noch fassungslos beobachten, dass mittlerweile offenbar fast jeder Preis bezahlt wird. Die Marktgesetze von Angebot und Nachfrage entfalten ihre Wirkung. Mit einem niedrigen Einkommen sind die exorbitant hohen Mieten hier kaum mehr zu bezahlen. Kindergärten haben daher Mühe, Personal zu finden.

Auf kommunaler Ebene versucht man nun, die Auswirkungen etwas abzumildern. Da gibt es zum Beispiel ein Genossenschaftsmodell in Wörthsee, das eine Interessengemeinschaft mit Unterstützung der Gemeinde verwirklichen will. Die Kommune stellt dabei das Grundstück zur Verfügung und will dafür ein Belegungsrecht. Ziel ist es, Wohnraum zu schaffen, der dann zu vergleichsweise günstigen Mieten vergeben wird. Die Gemeinde Gauting verfolgt ein ähnliches Anliegen beim Kauf des ehemaligen Sparkassenhauses in Stockdorf. Sollten dort einmal Wohnungen frei werden, könnten die dann an Mitarbeiter oder an Kindergärtnerinnen vergeben werden.

In einzelnen Fällen kann so geholfen werden. Insgesamt sind das aber nur Tropfen auf den heißen Stein. Die Wucht der Mechanismen der Marktwirtschaft ist damit kaum zu bremsen.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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