Konzerte, Theatervorstellungen oder Lesungen haben etwas Magisches an sich, wenn sie gut gemacht sind. Wer exzellente Musiker oder Schauspieler erlebt, ist oft für eine ganze Woche mit der Welt versöhnt. Das ist allerhand und außerdem mit keinerlei Nebenwirkungen verbunden. So gesehen wäre es schlau, die nächste Zeit jeden Abend im Kulturhaus Bosco zu verbringen, um darüber hinwegzukommen, was der Gautinger Gemeinderat offenbar so alles anzurichten bereit ist.
Nein, es geht dabei weniger um die Saalmiete, obwohl die angepeilte Erhöhung natürlich ein Witz wäre: Sie bringt der Kommune nur 3000 Euro mehr ein, zwingt das Bosco-Team aber dazu, sein Angebot zu reduzieren. Die negativen Folgen wären größer als die positiven. Gravierender aber ist, dass die Kommunalpolitiker offenbar mit der Nagelfeile an Stellschräubchen drehen wollen und gar nicht ahnen, was sie dabei ruinieren können. Denn das Kulturdefizit lässt sich eben nicht so einfach durch höhere Kartenpreise auffangen. Das hat unter anderem mit den Künstlerverträgen und der GEMA zu tun. Laut Hans-Georg Krause, dem Chef des Theaterforums, würden nur 15 Cent hängen bleiben, wenn das Bosco einen Euro mehr für die Karte verlangen würde. Die BiG findet trotzdem, das Gremium müsse ein Zeichen setzen. Unausgesprochen schwingt dabei mit: Gauting zahlt viel zu viel für die lästige Kultur, das ist die ganze Sache doch nicht wert, oder?
Offenbar haben die Bürgermeisterin und viele ihrer Gemeinderäte völlig verdrängt, was sie am Bosco haben: ein Aushängeschild. Dieses natürlich teure Haus ist der am besten funktionierende Kulturbetrieb im ganzen Fünfseenland. Seine Konzerte und Theaterabende setzen Maßstäbe. Ohne Krause und sein Team wäre Gauting ein x-beliebiger Ort. Demnächst steht die Verlängerung des Vertrags mit dem Bosco-Verein an. Wenn die Gemeinderäte in dieser Hauptsache-gespart-Stimmung in die Verhandlungen gehen, kann das ein böses Ende nehmen.