Kommentar:Sparen, aber richtig

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Feldafinger Gemeinderäte sollten die Finanzen bei Großprojekten besser im Blick haben

Von Otto Fritscher

Diese Diskussionen kennt jeder, der ab und an den Etatberatungen in einem Stadt- oder Gemeinderat beiwohnt. Da singen die Sparkommissare das hohe Lied vom Rotstift - und fangen dann an, wie die Kleinkrämer über Beträge von ein paar Hundert Euro herumzufeilschen - als ob davon die finanzielle Gesundheit einer Kommune abhinge. Wenige Minuten später werden dicke Posten im Etat, zumeist einige Hunderttausend Euro etwa für den Ausbau einer Straße oder für die Musikschule, ohne großes Federlesen einfach durchgewunken. Hinterher klopfen sich die Gemeinderäte auf die Schulter und verkünden der besorgten Öffentlichkeit, man habe "rigoros den Rotstift geschwungen" und so die Gemeinde vor der Pleite oder Schlimmerem gerettet.

Wenn es nur so einfach wäre. Denn richtiges Investieren will gelernt sein, auch das zweckmäßige Sparen. So kann es in Niedrigzinszeiten sogar die bessere Alternative sein, einen günstigen Kredit aufzunehmen, auch wenn dies auf den ersten Blick widersinnig erscheinen mag. Effektives Sparen heißt nämlich, sich einen gewissen Handlungsspielraum zu erhalten. Etwa, indem man nicht nur in das Allernotwendigste investiert, sondern auch in Projekte, die nach allgemeinem Verständnis ohnehin bald in Angriff genommen werden müssen.

Was heißt das nun für Feldafing? Nun, wenig Sinn macht es, nach dem Gießkannenprinzip die Zuschüsse an die örtlichen Vereine zu kappen. Zumal im nächsten Juli die 900-Jahr-Feier des Ortes ansteht, die man ja auch nicht mit Leberkässemmeln und Limo bestreiten will. Auch die Kappung der Mittel für die Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Tóalmás wäre kontraproduktiv.

Dass die neue Kämmerin der Gemeinde einen strengen Blick auf die Ausgaben hat, ist gut; der Gemeinderat indes muss bei Großprojekten die Kosten künftig besser im Blick haben, damit sie nicht so aus dem Ruder laufen wie beim Rathausvorplatz. Es ist eine Durststrecke, die eine Gemeinde wie Feldafing bei einem sinnvollen Mix aus Sparkurs und Investitionen durchaus ohne größere Probleme überstehen kann. Zum Schwarzmalen besteht kein Grund.

© SZ vom 07.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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