Verkommt Feldafing zu einer Trabanten-Stadt? So suggerieren es die Initiatoren des Bürgerentscheids für den Fall, dass die Artemed-Klinik auf dem Bundeswehrgelände tatsächlich gebaut wird. Weil von diesem Großprojekt dann vorgeblich eine Präzedenzwirkung auf das restliche, noch viel größere Kasernenareal ausginge, das dann mit vielen Betonklötzen verschandelt würde. Das ist natürlich eine übertriebene Argumentation, die mit der Angst vieler Bürger vor größeren Veränderungen an ihrem Wohnort spielt.
Dennoch, die Sorge, die viele Feldafinger angesichts der Entwicklung des Ortsbildes umtreibt, ist durchaus berechtigt. Damit der Ort sich wirklich als "Perle am See" weiterhin rühmen darf, ist tatsächlich mehr Fingerspitzengefühl bei der Ortsentwicklung und vor allem bei der Genehmigung von Bauvorhaben erforderlich. In der Vergangenheit wurden zu viele Projekte vom Bauausschuss einfach durchgewunken, oder auf dem Amtsweg vom Bürgermeister in Alleinentscheidung genehmigt.
Mehr Erklärungen, bessere Unterlagen, längere Diskussion, das mag manchmal lästig sein, die Bauverwaltung noch mehr belasten, die Antragsteller verärgern und Zeit kosten: Doch Bausünden zu reparieren, ist oftmals schlichtweg unmöglich. Dann lieber einmal genauer hinschauen, wenn wieder mal aus einem Grundstück die maximale Baudichte herausgeholt werden soll.
Das heißt nicht, eine Käseglocke über Feldafing zu stülpen. Auch ein Ort mit 5000 Einwohner muss sich weiterentwickeln; gerade dann, wenn eine riesige Fläche wie das mehr als 30 Hektar große Areal der Fernmeldeschule in absehbarer Zeit zivil genutzt werden kann. Eine große Chance für die Zukunft. Die Klinik ist dazu ein erster, sinnvoller Schritt. Dies den Bürgern zu erklären, wird die Aufgabe der Gemeinderäte in den kommenden Wochen sein. Schließlich haben sie einstimmig für den Erhalt der Klinik am Ort votiert.
Sorgfältig und solide, aber dennoch mutig und aufgeschlossen für neue Lösungen, das müssen die Leitlinien für die Ortsentwicklung Feldafings dann sein. Diese Maxime bezieht sich in erster Linie auf das Kasernenareal, aber beileibe nicht nur. Auch die Ortsmitte, der Kirchplatz, die Bahnhofstraße - alles Orte und Plätze, die nicht gerade vor Schönheit strotzen. Immerhin, ein Anfang ist mit dem neuen Rathaus und dessen neuen Vorplatz gemacht.