Kommentar:Signal des Umdenkens

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Die Befürworter einer Starnberger Umfahrung wollen ein politisches Zeichen gegen den Tunnel setzen

Von Peter Haacke

Ein altes Paar Schuhe, so sprach die Oma stets, sollte man nicht wegwerfen, solange man keine neuen hat. Die Botschaft dieser Aussage mag ebenso weise wie trivial sein, doch sie hat auch heute noch in vielen anderen Bereichen durchaus ihre Gültigkeit - etwa bei der Frage, wie denn nun die unbestritten erhebliche Verkehrsbelastung Starnbergs zu lindern sei. Umso verwunderlicher stimmt nun das Ansinnen der Bürgerinitiative "Pro Umfahrung - contra Amtstunnel", einen Beschluss des Stadtrates zur Kenntnisnahme aus dem Jahr 2007 über die Planfeststellung des B2-Tunnels zu revidieren. Worin liegt der tiefere Sinn, einen acht Jahre alten Stadtratbeschluss infrage zu stellen, der eine konkrete Lösung zur Verkehrsproblematik durch den Bau eines Straßentunnels beinhaltet?

Eine schlüssige Antwort darauf wird demnächst die "Wählergemeinschaft pro Starnberg" (WPS) - also der "politische Arm" der Bürgerinitiative - im Stadtrat geben. Noch vor der mit Spannung erwarteten Veröffentlichung des Verkehrsentwicklungsplans im Herbst 2016 - erste Ergebnisse soll es ja bereits schon im Oktober dieses Jahres geben - soll also ein politisches Zeichen gegen den B2-Tunnel gesetzt werden. "Wichtig ist, dass zunächst einmal die Tunnelbeschlüsse aufgehoben werden und damit das Signal des Umdenkens an alle, auch nach München und Berlin, gegeben wird", heißt es dazu seitens der BI. Die Botschaft: Starnberg will keinen Tunnel, sondern eine Umfahrung - obwohl völlig ungewiss bleibt, ob so ein Bauwerk angesichts vielerlei Hemmnisse überhaupt machbar ist. Wer, wie, wo, wann und was - alles ungeklärt. Und die Kirchhoff-Expertise erläutert, was man tun könnte, sollte, müsste. Oma hätte nun gesagt: Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach! In der Interpretation der BI aber heißt es selbst dann, wenn es mit der Umfahrung - warum auch immer - am Ende doch nichts werden sollte: Nichts ist besser als der Tunnel.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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