Kommentar:Sieger sind die Wähler

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Die hohe Beteiligung an der Stimmabgabe beweist: Sieger dieser Wahl sind die Wähler

Von Sabine Bader

Wer gehofft hatte, dass der Landkreis Starnberg hinsichtlich der AfD auf einer Insel der Seligen liegt, sieht sich getäuscht. Zwar ist die Partei hier in den vergangenen Jahren kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Doch es ist, wie häufig, eben nur eine Hoffnung. Denn die Partei AfD hat am Sonntag immerhin fast 10 Prozent der Stimmen eingeheimst. AfD-Spitzenkandidat Martin Hebner aus Dießen hatte ohnehin entspannt in den Wahltag gehen können: Sein Ticket nach Berlin hat er in jedem Fall in der Tasche, denn er steht auf Platz eins der Landesliste seiner Partei. Dennoch, das Wahlergebnis liegt weit hinter dem AfD-Resultat in anderen Land- und Wahlkreisen der Republik. Wenigstens etwas.

Auch in anderer Hinsicht ist auf die Landkreisbürger Verlass. Sogar bei der Bundestagswahl 2013 hatten sie die Liberalen mit mehr als 10 Prozent gewählt, auch wenn diese bundesweit an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten. An diesem Sonntag kam die FDP im Landkreis mit der rührigen Britta Hundesrügge an der Spitze auf ein stolzes Ergebnis, in Feldafing sogar auf über 22 Prozent. Klar, im Fünfseenland lebt das FDP-Klientel schlechthin: Besserverdienende, Freiberufler, Unternehmer. Dass Michael Kießling von der CSU das Direktmandat holt und als Wahlkreisreis-Abgeordneter in den nächsten Bundestag einziehen wird, überrascht nicht wirklich. Wer auf dem CSU-Ticket reist, reist recht komfortabel, auch wenn sein Ergebnis nicht berauschend ist.

Den mit Abstand pfiffigsten Wahlslogan hat sich sicher der SPD-Kandidat Christian Winklmeier einfallen lassen: "Walk & Talk". Nach dem Motto: "Ich gehe nach Berlin." Laut seinem Internetauftritt hat er die 600 Kilometer zwischen seinem Wohnort Gilching (dort kommt er sogar auf 28,4 Prozent) und der Bundeshauptstadt inzwischen tatsächlich geschafft. Auch wenn es jetzt, trotz seines engagierten Wahlkampfs für Berlin nicht reicht, Winklmeier hat wenigstens seine Kondition verbessert.

Und die Grünen? Ihre Hochburg liegt im Westen des Landkreises. In Weßling kamen sie 2013 auf fast 15 Prozent. Die Gemeinde bleibt auch ihre Hochburg: Dort schaffen sie jetzt sogar 19 Prozent. Und auch insgesamt können die Grünen mit ihrer sympathischen Spitzenkandidatin Kerstin Täubner-Benicke mit dem Wahlabend im Landkreis zufrieden sein.

Das Erfreulichste aber ist die hohe Wahlbeteiligung. Damit steht fest: Sieger sind die Wähler. Denn wer nicht wählt, wird auch regiert.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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